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I. Bildungswesen in der Ukraine und in Deutschland



1.1. Ein junger Lehrer erzählt

Ich hatte in der 8 b als wichtigstes Fach Deutsch zu geben und wollte mir in meiner ersten Stunde einen Überblick über die Kenntnisse in Grammatik verschaffen. Als ich an meine Schüler einige Fragen zur Wiederholung des einfachen erweiterten Satzes stellte, meldeten sich nur wenige. Unlustig gaben sie Antwort. Ein kleiner, schmaler Junge auf der vordersten Bank schnitt ein komisch betrübtes Gesicht. “Puh, gleich am ersten Tag wieder diese langweilige Grammatik”, stöhnte er halblaut vor sich hin. Seine Nachbarn lachten. Ich ging sofort darauf ein: “Was hast du eigentlich gegen die Grammatik, Theo Hoffmann?” Der kleine Bursche stand auf und runzelte die Stirn: “Och, das ist doch gar kein bisschen interessant, wenn man stundenlang immer nur von Wörtern und Sätzen spricht. Was habe ich denn davon, wenn ich aus einem Satz das Subjekt herausfinden kann? Das nützt ja niemandem etwas”. Da sollte man uns lieber die Elektrizität oder den Benzinmotor noch genauer erklären, – damit muss jeder einmal richtig umgehen können”.

“Ich freue mich, dass du so ehrlich deine Meinung gesagt hast, Theo”, entgegnete ich. “Aber denke doch mal nach: müsst ihr nicht alle später in eurem Leben gerade mit der Sprache richtig umgehen können! Ich habe manchen Arbeiter kennengelernt, dem die frühere Schule keine gründliche Ausbildung mitgegeben hatte. Er hatte oft einen guten Gedanken oder einen Vorschlag – aber er meldete sich nur ungern in der Versammlung zum Wort, weil er im freien, sprachrichtigen Vortrag nicht geübt war”.

Mehrere Schüler stimmten mir zu und konnten aus ihrer Erfahrung auch einiges darüber erzählen. Ich suchte den Kindern die Bedeutung und Wichtigkeit ihrer Muttersprache klar zu machen, um ihnen zu zeigen, dass wir uns nur durch die Sprache mit anderen Menschen verständigen und unsere Aufgaben im Leben richtig erfüllen können.

Die Klasse beteiligte sich an diesen allgemeinen Betrachtungen mit Eifer und Interesse. Ich gab der Klasse eine Übersicht über den grammatischen Stoff, den wir in diesem Jahre durchnehmen wollten, und hängte später den genauen Plan des ersten Jahrdrittels an die Wand.

Als wir in der nächsten Stunde dann an die Arbeit gingen und den erweiterten einfachen Satz wiederholten, waren die Jungen nach der vorbereitenden Stunde zweifellos besser bei der Sache als sonst – dennoch war das Ergebnis kläglich. Ich erschrak geradezu über die ungenügenden Kenntnisse, die vielen Rechtschreibefehler und die schlechte Aussprache der Kinder.

Die folgenden Stunden, in denen ich nun daranging, die orthographischen und grammatischen Schwächen der Klasse zu überwinden, machten mir immer größere Schwierigkeiten. Nur wenige waren noch bei der Sache – die anderen hörten kaum zu und hatten statt der Übungen tausend Dummheiten im Kopf. Theo Hoffmann zeichnete Autos und Motorräder in sein Sprachlehrheft, Gert Lieberhein versuchte – wenn ich an der Wandtafel schrieb – Papierflugzeuge starten zu lassen, andere unterhielten sich flüsternd. Ich war verzweifelt. Was hatte da meine einleitende Besprechung genützt und alle meine Übungen und Wiederholungen? Es war mir nicht gelungen, die Kinder zu fesseln und für unsere Arbeit zu interessieren.

Bis spät in die Nacht hinein brannte in meinem Stübchen die Lampe, wenn ich über den Vorbereitungen zum Unterricht saß. Ich durchblätterte ganze Bände der methodischen Literatur. Nach längerem Überlegen entschloss ich mich, jedes Diktat der Schüler noch einmal genau zu überprüfen und festzustellen, welche besonderen Fehler jeder beging. Jeder Schüler brauchte eine besondere Anleitung, eine eigene, für ihn ausgewählte Aufgabensammlung. Klaus hat die Groß- und Kleinschreibung zu üben, Helmut wiederholt die Kommasetzung bei Nebensätzen. Zum festgesetzten Termin werden beide dann geprüft, ob sie ihre Fehler wirklich überwunden haben.

In den kommenden Tagen ging ich sofort entschlossen daran, meine Pläne zu verwirklichen. Ich erklärte den Jungen, was wir erreichen wollten. Zu meiner Freude wurden sie von meinem Eifer angesteckt; jeder arbeitete jetzt im Schweiße seines Angesichts daran, bei der nächsten Kontrollarbeit die Zeichensetzung fehlerfrei zu beherrschen. Die gesamte Klasse nahm an solchen Prüfungen teil.

Als eines Tages Theo Hoffmann in der Groß- und Kleinschreibung zeigen musste, was er konnte, da herrschte in der ganzen Klasse Aufregung. In der Pause vorher umringten ihn seine Freunde, erteilten ihm Ratschläge und drückten ihm ermutigend die Hand. Zu Beginn der Stunde sagte ich: “Theo Hoffmann, geh nach vorn! Kinder, hört aufmerksam zu!” Die Klasse lauschte atemlos und zählte die richtigen Antworten mit. Als er die kleine Prüfung gut bestanden hatte, brachen die Jungen in Händeklatschen aus. Stolz wie ein Sieger schritt Theo an seinen Platz zurück.

Schon am nächsten Tag konnte ich feststellen, dass mit der Klasse eine Veränderung vor sich gegangen war. Die Jungen hatten ein anderes Verhältnis zu mir: der Ton, in dem sie mir antworteten, war kameradschaftlicher.

Umso enttäuschender war es, als ich an einem Vormittag einer kleinen Betrügerei auf die Spur kam.

Mir war es schon aufgefallen, dass Theo die Sätze an der Tafel besser zergliedern konnte, als in den Hausaufgaben oder während der Stunde im Heft. Nun hatte ich ihn wieder einmal an die Tafel gerufen und beobachtet, dass er nach und nach die verschiedenen Wörter eines Satzes richtig unterstrich und mit den üblichen Abkürzungen versah. Er stand dabei in tiefes Nachdenken versunken an der Tafel, ließ seinen Blick zerstreut in die Klasse schweifen – dann schrieb er das Ergebnis seines Nachdenkens blitzartig an. Mir fiel auf, dass sich dieses Spiel jedes Mal wiederholte. Ein Verdacht wurde in mir wach. Machte ihm etwa jemand Zeichen? Ich fasste seinen alten Kumpan Helmut schärfer ins Auge. Der saß harmlos da und blickte gespannt zur Tafel. Er strich sich dabei, scheinbar ganz unabsichtlich, das Kinn. Nach einer Weile legte er die Hand ans Ohr; dann wieder zupfte er zerstreut an der Nase.

“Helmut”, rief ich, “hol doch schnell mal ein Stück Kreide!”

Der Junge machte sich mit betroffenem Gesicht auf den Weg. Ich wandte mich wieder Theos Arbeit zu. Siehe da, er geriet ins Stocken und machte nun einen Fehler nach dem anderen.

“Warum geht es denn jetzt nicht mehr” fragte ich ihn gemütlich. “Soll ich warten, bis Helmut wiederkommt und die Signale geben kann?”

Theo wurde puterrot. Dann gestand er schließlich alles. Er hatte sich ein kompliziertes Signalsystem ausgetüftelt, in dem jede Stelle des Gesichts ein anderes Satzglied bedeutete. Diesen Geheimschlüssel hatte er mit Helmut einstudiert, bis es fehlerlos klappte. “In der Zeit, wo du das Signalsystem gelernt, hättest du auch die Satzglieder lernen können. Ich bin enttäuscht von dir, Theo. Setz dich, wir sprechen noch miteinander”.

Ich forderte die Jungen auf, mit mir ein Stück durch den Wald zu wandern. Wir bewunderten hohe Kiefern und atmeten frische, frostige Luft ein. Es war wieder kälter geworden, denn über Nacht war Neuschnee gefallen. Wir waren an einer Stelle angelangt, die einen schönen Blick über den Ort bot. Hier war ich vor Monaten und habe zum ersten Mal meinen künftigen Wirkungsort betrachtet. Wie viel hatte ich inzwischen erlebt! Manche Fehler waren mir unterlaufen, aber ich hatte doch auch schon die ersten Erfolge erzielt. Ich war auf dem richtigen Wege! Jetzt hatte ich meine Schüler wirklich zu fassen bekommen, ihr Vertrauen zu mir wuchs von Tag zu Tag.

Worterklärung:

hatte Deutsch zu geben – мусів викладати німецьку мову,

sich einen Überblick (über Akk.) verschaffen – отримати уявлення про щось (von Dat.),

ein komisch betrübtes Gesicht schneiden – скривити смішну гримасу,

das ist gar kein bisschen interessant – це абсолютно не цікаво,

was habe ich davon, wenn... – що мені з того, якщо...,

Das nützt ja niemandem etwas. – Це нікому не принесе користі.

besser bei der Sache sein – тут: бути уважнішим; з більшим інтересом слухати когось,

starten lassen – запускати,

auf die Spur kommen – натрапити на слід, виявити,

ließ seinen Blick zerstreut in die Klasse schweifen – розсіяно блукав поглядом по класу,

ins Stocken geraten – запинатися,

austüfteln (розм..) – видумувати,

hättest lernen können – міг би вивчити.

Behalten Sie folgenden Wortschatz:

Aufregung f – хвилювання, збудження, vor Aufregung – від хвилювання; vor Aufregung nicht schlafen – не спати від хвилювання,

begehen – (beging, begangen) vt 1. здійснити, зробити; einen Fehler (ein Verbrechen, eine Dummheit) begehen – здійснити помилку (злочин, дурість); 2. відмічати, святкувати; ein Fest (einen Jahrestag, ein Jubiläum, einen Geburtstag) begehen – святкувати (відмічати) свято (річницю, ювілей, день народження),

betrachten vt – 1. розглядати, споглядати; ein Bild (ein Denkmal, ein Gesicht) betrachten – розглядати картину (пам’ятник, обличчя); 2. (als Akk.) розглядати, розцінювати; ich betrachte es als Fehler – я розглядаю це як помилку,

Eifer т -s – старанність, завзяття; mit ~ зі старанністю; mit großem Eifer an die Arbeit gehen взятися – за роботу з великим завзяттям,

erfüllen vt – виконувати; den Plan (eine Aufgabe, eine Bitte, sein Versprechen) erfüllen – виконувати план (завдання, прохання, свою обіцянку),

erleben vt – переживати, зазнавати; er hat viel Schweres (Interessantes) erlebt – він пережив, зазнав багато важкого (цікавого),

erteilen vt: – Unterricht erteilen – викладати; jmdm. Unterricht erteilen – давати кому-н. уроки, займати з ким-н.; Ratschläge erteilen – давати поради,

flüstern vt – шепотіти, говорити пошепки; jmdm. etwas ins Ohr flüstern – шепотіти кому-н. що-н. на вухо,

genau – точно, докладно; diese Uhr geht sehr genau – цей годинник йде дуже точно; etwas genau wissen – знати щось точно; etwas genau beschreiben – докладно щось описувати,

geraten (ie, а) vi (s) – 1. потрапити, опинитися; in ein fremdes Dorf geraten – опинитися у чужому селі; wohin sind wir geraten? куди ми потрапили? 2. in Aufregung geraten – розхвилюватися; ins Stocken geraten – затинатися, збентежитися,

gestehen (gestand, gestanden) vt – усвідом­лювати, визнавати; seine Schuld gestehen – визнавати свою провину; er hat die Tat gestanden – він зізнався у цьому вчинку; ich muss gestehen, dass... – я повинен зізнатися, що...,

gleich – однаковий, рівний; gleiche Kleider (Interessen) – однакові сукні (інтереси); zu gleicher Zeit – у той же час; 1. однаково; gleich alt – одного віку; mein Bruder und ich sind gleich groß – мій брат і я однакового зросту; 2. зараз, негайно; ich werde es dir gleich erklären – я зараз поясню тобі це; das müssen wir gleich tun – ми повинні це негайно зробити,

Meinung f -, -еn – думка; das ist meine Meinung – це моя думка; ich bin der Meinung, dass... – я думаю, що …; wir sind einer Meinung – ми однієї думки; meiner Meinung nach – на мою думку; seine Veinung (über Akk.) aussprechen – висловити свою думку (про щось),

sich melden (bei Dat.) – з’явитися (кудись у справі); sich krank melden – заявити про свою хворобу; sich in einer Versammlung zum Wort melden – просити слова на зборах; sie hat sich während der Unterrichtsstunde zweimal gemeldet – на уроці вона двічі зголошувалася відповідати,

nach’denken (dachte nach, nachgedacht) vi (über Akk.) – міркувати, думати (про що-н.), замислюватися (над чим-н.); ich habe über seine Worte lange nachgedacht – я довго розмірковував над його словами; denk mal nach! – подумай-но добре!

schließlich – на закінчення, нарешті, в кінці кінців; schließlich war er damit einverstanden – зрештою він погодився з цим; schließlich muß ich noch bemerken, dass... – на закінчення я повинен зауважити, що...,

statt (Gen.) – замість; statt meiner kommt mein Bruder – замість мене прийде мій брат; statt eines Geschenkes lade ich dich ins Theater ein – замість подарунка я запрошую тебе в театр,

sich (Dat.) überlegen (Akk.) – обмірковувати, зважувати що-н.; ich habe mir die Frage noch nicht überlegt – я ще не обдумав цього питання; sich etwas gut (gründlich) überlegen – добре (ґрунтовно) обміркувати що-н.,

überwinden (а, u) vt – долати; die Angst überwinden – подолати страх; seine Fehler überwinden – подолати свої помилки,

verwirklichen vt – здійснювати, впроваджувати в життя; einen Plan (eine Idee) verwirklichen – впроваджувати в життя план (ідею),

vorn – попереду; vorn sitzen – сидіти попереду, в передніх рядах; nach vorne – вперед; von vorne – спочатку; ich muss noch einmal von vorne anfangen – я повинен ще раз почати спочатку,

Vorschlag т -(e)s, Vorschläge – пропозиція; einen Vorschlag machen – зробити пропозицію; auf seinen Vorschlag – за його пропозицією; auf meinen Vorschlag trafen wir uns bei mir – за моєю пропозицією ми зустрілися у мене,

zerstreut – розсіяний; ein zerstreuter Mensch – розсіяна людина; er ist sehr zerstreut – він дуже неуважний; zerstreut – розсіяно, неуважно; jmdm. zerstreut zuhören – неуважно слухати кого-н.





Дата публикования: 2015-09-18; Прочитано: 680 | Нарушение авторского права страницы | Мы поможем в написании вашей работы!



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