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Stilistische Leistungen der Wortstellung



1. a) Erklären Sie alle Fälle der Verwendung der stilistischen Wortstellung im nachstehenden Text.

b) Transformieren Sie diese Modelle in gewohnheitsmäßige grammati­sche Modelle. Stellen Sie den Unterschied fest.

27. April 1936, 11,

Lieber Herr Arnold Zweig, Ihrer gedenke ich oft, und Ihre Briefe liegen vor mir. Leider habe ich mehr zu tun, als ich eigentlich vertrage, und bin am Abend, wenn ich Ihnen schreiben möchte, oft recht müde. Mit großer Freude habe ich gehört, daß Sie sich, mit Ihren Freunden, meines Geburtstages erinnert haben. Weit fort, sehr weit fort hat man jetzt eher Freunde als ganz nahe. Am entferntesten liegt das Dritte Reich, eine sagenhafte Gegend; aber Sie werden es nicht glauben wollen, sogar dorther erreichte mich ein Glückwunsch — sogar im Namen mehrerer tau­send Arbeiter. Das Papier hatte große Umwege gemacht; die Schrift war erst nach besonderer Behandlung hervorge­treten. So wird gelebt, so verkehren Menschen. Früher dachte ich, daß Stendhal vielleicht doch übertreibe im Mißtrauen gegen seine Zeitgenossen, und daß er zu sehr vereinfache, wenn er jeden coguin nennt. Heute weiß ich, daß beides richtig ist.

Andererseits habe ich, infolge näherer Einsicht, einen ganz veränderten Begriff bekommen von der sittlichen Wi­derstandskraft der Deutschen: des wichtigsten Teiles von ihnen, und der wird, ich will es glauben, auch Angriffskraft finden. Wie lange soll denn dies unsägliche Regime sich noch erhalten können. Der Krieg wäre sein sicheres Ende; aber gerade darum hoffe ich, daß sein innerer Feind schon vorher den richtigen Zeitpunkt erfaßt, es zu stürzen. Auch wir hier bemühen uns, ich darf Sie dessen versichern; und die entstehende Volksfront wäre ohne uns schwerlich so weit gediehen. Drinnen aber sind schlechthin Helden: jetzt mache ich die Erfahrung und neige mich, was wohltut und unverwartet kommt.— Auf fremde Hilfe werden wir rechnen können, sobald wir uns selbst helfen: erst dann, und dann gewiß. Wenn wir deutsch schreiben, müssen wir zur Einig­keit ermahnen und die Opfer preisen. In anderen Sprachen ist es geboten, die Opposition als sehr stark und ihres Sie­ges sicher darzustellen. Übrigens sind von ihrem Siege noch Andere überzeugt, ich meine die Gewiegteren unter den Gang­stern, z. B. Goebbels. Seine Reden verraten Angst, indessen „mein Führer" traumwandelt.

Diese Dinge wollten Sie, glaube ich, von mir hören. Sonst schreiben wir unsere Romane. Wenn nur die ganz großen Schmerzen erspart bleiben! Ihrer gedenkend wünsche ich immer, daß Sie Besserung finden, sie womöglich schon gefunden haben möchten. Jetzt muß ich auch wünschen, daß die Unruhen dort Ihnen weder Unbequemlichkeit noch Kum­mer verursachen. Hat das Geld des Dritten Reiches mitge­wirkt? Für jede Niedertracht haben diese Elenden plötzlich Geld. Der Frühling ist hier langsam, die cote d'azur nimmt an den grämlichen Zeiten teil. Vielleicht nimmt aber einer den Regenhimmel für blau, wenn er das erste Mal herkommt und womöglich erst dreißig ist. Ihre verehrte Gattin sollte von Frau Kroeger schon längst einen Brief bekommen. Die Schreiberin ist durch vielfache Tätigkeit bisher verhindert worden, aber sie grüßt herzlich. Ich füge meine Empfehlun­gen und Grüße für Sie Beide hinzu.

Ihr H. Mann

2. In den nachstehenden Sätzen wird die stilistische Anfangs- und Endstellung des Verbs illustriert.

a) Welchen stilistischen Effekt bewirkt diese Wortstellung (Verleben­digung der Aussage, Gemächlichkeit, umgangssprachlicher Charak­ter, Archaisieren, Rhythmus, Reim usw.)?

b) Transformieren Sie die gegebenen Modelle in gewohnheitsmäßige grammatische Modelle. Inwiefern verändert sich dann die Stim­mung?

1. Sah ein Knab ein Röslein stehn... (J. W. Goethe)

2. Saß ich früh auf einer Felsenspitze... (J. W. Goethe)

3. Kommt ein Wanderer und sagt... (J. Hebel)

4. Reitet einmal ein Mann an einem Wirtshaus vorbei... (J. Hebel)

5. Geht ein Klingen in den Lüften... (J. Eichendorff)

6. Klingt im Wind ein Wiegenlied... (T. Storni)

7. Auf tat sich das Licht... (J. W. Goethe)

8. Und sogleich die Elemente

Scheidend auseinanderfliehen. (J. W. Goethe)

9. Und keiner den Becher gewinnen will.

Und der König zum drittenmal wieder fraget... (F. Schil­ler)

10. Aufsteigt der Strahl und fallend gießt

Er voll der Marmorschale Rund... (C. F. Meyer)

11. An dröhnen die Koppel und lassen nicht Zeit dem "erreg­ten Metall, daß es ausdröhne... (Th. Mann)

12. Entbehren sollst du? sollst entbehren! (J. W. Goethe)

13. Vergessen ganz mußt' ich den einen Sohn,

Wenn ich der Nähe mich des andern freute. (F. Schiller)

14. Einen säubern Feierwams er trägt,

Die Ruhe ihm neue Arbeit gebiert,

Kräftig sie auf den Füßen steht,

Grad, edel vor sich hin sie geht,

Unser Meister dies alles ersieht

In Hoffnungsfüll' ihr Busen steigt. (J. W. Goethe)

15. „Nicht wenig verwöhnt." Der Heimkehrer weist mit der Schulter auf mich.

„Sieh dir seine Arme an!" Großvater packt mich.

„Bei uns wird nicht geschmachtet."

„Verwöhnt ist er, mein ich."

„Ach was, verwöhnt! Soll er hungern bei fünfzig Morgen hinterm Pflug?"

„Hast kein dürres Heimchen vorfinden sollen", mischt sich die Großmutter ein. (E. Strittmatter)

16. Am Fenster ich einsam stand... (J. Eichendorff)

17. Leise nur das Lüftchen sprach... (N. Lenau)

18. Das Herz mir im Leib entbrennte,

Da hab' ich mir heimlich gedacht:

Ach, wer da mitreisen könnte. (J. Eichendorff)

3. Versuchen Sie die angeführten Verse mit der üblichen Voranstellung "' des Adjektivs zu sprechen. Inwiefern verändert sich dann der Stil?

1. Doch kenn' ich ihre Schwester,

Die ältere, gesetztere... (J. W. Goethe)

2. Wasser holen geht die reine,

Schöne Frau des Hohen Brahmen,

Des verehrten, fehlerlosen... (J. W. Goethe)

3. Alles geben die Götter, die unendlichen,

Ihren Lieblingen ganz,

Alle Freuden, die unendlichen,

Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz. (J. W. Goethe)

4. In Höhlen wächst, in süßen, reichen,

Der Honig sonnenklar. (Fr. Jünger)

5. Der schlanke Fuß, der leichte,

Der mir das Liebste trägt,

Ins Erdreich hat, ins feuchte,

Sein Bildnis es geprägt. (C. F. Meyer)

4. Vergleichen sie zwei Typen von nachgestellten Attributen, bestimmen Sie ihren Stilwert. Transformieren Sie die gegebenen Modelle in gewohnheitsmäßige grammatische Modelle. Stellen Sie den Unterschied fest.

1. Kaiserkron' und Päonie rot,

Die müssen verzaubert sein... (J. Eichendorff)

2. Da wird ein Wohl im Weh, so süß und bang. (J. W. Goethe)

3. Frost! friere mir ins Herz hinein,

Tief in das heißbewegte, wilde! (N. Lenau)

4.' Der hat ein armes Mädel jung

Gar oft in Arm genommen (J. W. Goethe)

5. Röslein, Röslein, Röslein rot... (J. W. Goethe)

6. Im Dickicht rinnt ein Bächlein rot. (C. F. Meyer)

7. Da tritt herfür das Kätzlein klein

Nachlässig schlürft dein Zünglein rot... (R. Huch)

8. Seht den Felsenquell, Freudehell,

Wie ein Sternenblick. (J. W. Goethe)

9. Und Berge, wolkig himmelan, Begegnen unserm Lauf... (J. W. Goethe)

10. Der Himmel, blau und kinderrein, Worin die Wellen singen... (E. Mörike)

11. Dein Auge, gelb und wild,

Wie Adleraugen sind... (F. G. Jünger)

12. Die Musikanten spielten wohl fort, aber nur noch einzelne Gestalten wankten auf und ab, demaskiert, nüchtern und übersatt. (J. Eichendorff)

13.... stehen da die Standbilder deutscher Kaiser, räucherig schwarz und zum Teil vergoldet... (H. Heine)

DIE SYNTAKTISCH-STILISTISCHEN VERBINDUNGSMÖGLICHKEITEN

1. a) Bestimmen Sie die lexischen und syntaktischen Verbindungsmit­tel zwischen den Sätzen. Welche expressive Stilfärbung verleihen sie der Aussage? b) Machen Sie ein stilistisches Experiment: ersetzen Sie lexische durch syntaktische Verbindungsmittel und umgekehrt. Wie verändert sich dann der Stil der Aussage?

1. Schüchlin überquerte die Straße. Er betrachtete das Fenster mit zugepetzten Augen und geblähten Nasenlöchern. Aus entgegengesetzter Richtung kamen der junge Merz und Christian Kunkel. Kunkel redete heftig auf den Merz ein. Sie erblickten die Leute, fragten und stellten sich dazu. (A. Seghers)

2. Plötzlich sprang er auf den Weg. Dann drehte er sich nochmal rum.»Vergiß die Eimer nicht." Darauf entfernten sich seine Schritte über den Kai. (A. Seghers)

3. Denn der Richtige saß schon oben auf dem Dach des Savoy hinter einem Schornstein. Dieser Richtige war Belloni, im gewöhnlichen Leben Anton Meier, aber wo war es hin, sein gewöhnliches Leben? Dieser Belloni, Artist, der Georg und seinen Genossen bis zuletzt fremd blieb... Belloni selbst war es nicht entgangen, daß er dem Georg fremd geblieben war. (A. Seghers)

4. Franz stand auf. Er steckte den Kopf so weit wie mög­lich aus dem kleinen Fenster. Es war vollständig still. Zum ersten Mal spürte Franz keinen Frieden in dieser Stille — nicht still war die Welt, sondern verstummt. (A. Seghers)

5. Jetzt war der Kopf des Vaters ganz nah, er war rund und komisch. Rund und blank und lustig waren die Augen, die Mädchen kicherten. Aber mittendrin in den blanken, lustigen Augen gab es Punkte, gar nicht lustig, die waren ganz spitz. (A. Seghers)

6. Ich sah ihn an. Er sah mich an. Wir schwiegen. Die Fremden, keine Pilger, redeten nach Babel Weise. Das Was­ser rauschte Vergänglichkeit. Das war draußen. Hier summ­ten Fliegen. Fliegen summten hier. Schmutzige Fliegen. (W. Koeppen)

7. All das war früher in seinen Augen und Abschweifen­des. Früher, das war das Leben, in das er zurückwollte. Darum war er geflohen. Früher, so hieß das Land, das hinter der Stadt begann. Früher, so hieß sein Dorf. (A. Seghers)

8. Johann hatte lieber magere hochbeinige Mädchen, braune oder weiße. Die da war rund und rot... (A. Seghers)

9. Algeier hatte nichts übrig für die Roten. Er hatte für niemand was übrig. Sie hatten ihm bis jetzt nichts ge­bracht. Ihm brachte niemand was. (A. Seghers)

10. „Nu, da bin ich wieder daheim in dem Scheißladen, nu, da bin ich wieder. Und sie haben den Krieg kaputtge­macht, unseren sauberen, anständigen Krieg haben sie ka­puttgemacht." (A. Seghers)

11. Franz war gerade in Griesheim in die Kantine ge­kommen. Er hatte gerade erfahren, daß das Holzklötzchen verhaftet war. Und nun packt Anton sein Handgelenk und sagt, was er weiß. (A. Seghers)

12. Doch eines Tages im Monat Mai

Kommen die drei Soldaten vorbei

Die sehen den großen Haufen von Stein

Und sagen: „Da gehen wir hinein."

Und traben hinauf die engen Stiegen

Die so laut schrein und sich gleich biegen

Und schauen hinein in die dunklen Löcher

Und sagen: „Hier wohnen, scheint's, lauter Verbrecher."

Und sehen viele Leute drin: Mann, Frau und Kind

Und daß wieder so viele in einem Zimmer sind.

Und werden gleich ganz wutentbrannt

Und stellen gleich die Leute an die Wand

Und schießen schrecklich auf sie ein

Und schießen alles tot und schrein:

„Wer so wohnt, groß oder klein,

Der will anscheinend erschossen sein." (B. Brecht)

2. Bestimmen Sie die stilistische Funktion der asyndetischen und polysyndetischen Verbindung in den nachstehenden Sätzen.

1. Endlich waren die Zeltdächer ausgespannt, übereinander auf den Leisten blühten rot und grün die Gewinne, die Schwänze der Karussellpferde starrten, die ersten Takte setzten ein, die vor Glück verrückt und heiser klangen. (A. Seghers)

2. Die Leute zuckten zusammen, putzten sich, kamen auch herunter, gierig auf solche Happen von Freude, Kedennek kam auch herunter, er blieb hinter dem Schießstand stehen, da hingen solche Happen, gelbe und rote Gewinne, Kedenneks bleierne Brauen entriegelten sich. Er legte zum erstenmal lächelnd die Büchse an, zielte, wer weiß, viel­leicht würde um seinetwillen die hölzerne Mühle zu klap­pern anfangen; er schoß — nichts klapperte, seine Brauen zogen sich wieder zusammen. (A. Seghers)

3. Mir nichts, dir nichts konnte man so eine spitzige, glänzende Sache im Reif haben, sie wurde unruhig, berührte zaghaft ihren Mann mit ihrem Ellenbogen, man konnte drei oder sechs Reifen auf einmal haben, die hing man sich in den Arm, man brauchte sie nur nacheinander zu nehmen und zu schnicken. Sie bettelte leise, Kedennek, der wollte nicht oder hörte sie nicht, sie gingen vorbei, ihr Gesicht schrumpfte noch winziger und gelber, ein dünner, zorniger, klagender Laut kam aus ihrer Kehle. (A. Seghers)

4. Aber der Träger meinte, das Krankenhaus würde sie [die Decke] behalten, und das Krankenhaus hatte genug Decken, und die Decke würde der Frau doch nicht wieder­gegeben, und dem Jungen gehörte sie ebensowenig wie dem Krankenhaus, und das hatte genug. Seine Frau würde die Decke schon sauber kriegen und für Decken gaben sie heute eine Menge. (H. Böll)

5. Die beiden Träger waren ärgerlich, sie hatten vor einer Stunde schon ihren Dienst angefangen und noch keine Ziga­rette Trinkgeld gemacht, und der eine von ihnen war der Fahrer des Wagens, und Fahrer brauchen eigentlich nicht zu tragen. (H. Böll)

6. Charlotte stand am Fenster des langen Flurs, und sie wurde dauernd von hinten gestoßen und beiseite gedrängt, und es wurde viel über sie geflucht, aber wir konnten uns doch diese letzten Minuten, diese kostbarsten letzten gemein­samen unseres Lebens nicht durch Winkzeichen aus einem überfüllten Abteil heraus verständigen... (H. Böll)

7. Seňora... Als ich in deinem Alter war — das geht sehr schnell, Andri, du bist jetzt zwanzig und kannst es nicht glauben: man trifft sich, man liebt, man trennt sich, das Leben ist vorne, und wenn man in den Spiegel schaut, plötzlich ist es hinten, man kommt sich nicht viel anders vor, aber plötzlich sind es andere, die jetzt zwanzig sind... (M. Frisch)

8. Und der Haifisch, der hat Zähne Und die trägt er im Gesicht Und Macheath, der hat ein Messer Doch das Messer sieht man nicht. (B. Brecht)

3. Nennen Sie die Mittel der syntaktischen Ordnung in den nachstehen­den Sätzen. Bestimmen Sie ihre stilistische Funktion.

1. Der König sprach's, der Page lief,

Der Knabe kam, der König rief... (J. W. Goethe)

2. Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern;

Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar;

Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr;

Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht;

Was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht. (J. W. Goethe)

3. Was verkürzt mir die Zeit?

Tätigkeit! Was macht sie unerträglich lang?

Müßiggang! Was bringt in Schulden?

Harren und dulden!

Was macht gewinnen?

Nicht lange besinnen! Was bringt zu Ehren?

Sich mehren! (J. W. Goethe)

4. "Wenn ich meinen Freunden von ihm erzählte — ach, und sie belächelten meinen zärtlichen Überschwang, ich weiß —, dann sagte ich: Er ist schön, der schönste Junge, den ich kenne. Er ist klug, viel klüger als ich. Er hat sein Abitur mit Auszeichnung gemacht. Er ist der beste in sei­ner Seminargruppe. Die Mädchen laufen ihm nach. Er ist stark, ein gewandter Sportler. Er liest viel. Er geht oft ins Konzert. Wir lieben uns. (B. Reimann)

5. Gewiß, Hütten waren hier am Wege, so ist die Welt, nicht zu erwarten gewesen; entblößte Armut war an diesem Platz, so ist die Welt, nicht zu dulden gewesen; Bettelmön­che, die um Brot und um des Herrgottswillen blecherne Schüsseln hinhalten, sind wohl ausgestorben, so ist die Welt; aber diese Neubauten, diese Häuser, die von kluger Boden­nutzung und gelungener Spekulation sprachen, waren sie nicht allzudeutlich ein Triumph dieser Welt und ein spätes Siegesmal Simons des Zauberers, der mit Petrus in dieser Stadt gerungen hatte? (W. Koeppen)

6....da erblickte ich plötzlich sie! Sie trug ihr blauseide­nes Kleid und den rosaroten Hut, und ihr Auge sah mich an so mild, so todbesiegend, so lebensschenkend... (H. Heine)

7. Bald gras' ich am Neckar,

bald gras' ich am Rhein,

bald hab' ich ein Schätzchen,

bald bin ich allein. (Volksdichtung)

Vorlesung ¹ 13

Thema: Satzarten nach der Zieleinstellung des Sprechenden.

Nach der Zieleinstellung des Sprechenden unterscheidet man:

Aussagesatz: der Sender dem Empfänger eine Information Vermittelt; Fragesatz: der Sender die ihm fehlende Information von dem Empfänger erhalten will, Aufforderungsatz: der Sender den Empfänger zu einer Tat anregen will. Den Ausrufesatz schließen nicht alle Grammatiker in diese Reihe ein, man betrachtet ihn eher als eine emotionale Abart der erwähnten Sätze, doch gibt es auch gewisse Gründe, ihn als eine vierte Art den übrigen drei gleichzusetzen. Die von dem Sprecher bezweckte Redeabsicht ist eine andere – Gefühlsäußerung über eine Information: Wie herrlich leuchtet mir die Natur! (Goethe) oder ein emphatisch ausgedrückter Wunsch: Hätte ich Flügel!, manchmal eine undifferenzierte, doch immer emotionale Äußerung: Oh! Und ob! Unter dem stilistischen Aspekt ist der Ausrufesatz äußerst wirksam.

Da die Aussagesätze stilistische Nullfärbung haben, die Aufforderungssätze im Zusammenhang mit den Modi behandelt wurden, beschränken wir uns hier auf den Stilwert der Ausrufe- und Fragesätze.

a) Der Ausrufesatz gestaltet sich in mannigfaltigen Satzbauplänen; bald kleidet er sich in die Struktur eines Fragesatzes mit Spitzenstellung des Verbs oder einem Fragewort: Bin ich glücklich! Wie alt sieht er aus!, bald nimmt er die Form eines Nebensatzes an: Ob ich ihn kenne! Dass ich nicht lache! Wie er sich anstellt!, bald fällt er strukturell mit einem Aussagesatz zusammen: Das nenne ich eine Überraschung!

Zahlreich sind eingliedrige und elliptische Ausrufesätze: Hurra! Hilfe! Feuer! I wo! Die Sprache verfügt auch über besondere nur den Ausrufesätzen einige Modelle, die man eigentliche Ausrufesätze nennt: So ein Schwindel! Was für ein Mädchen! Welche Freude!

Im Ausrufesatz steckt oft eine implizite Verneinung; z. B. bei einer Wiederholung: „Verwöhnt ist er!; mein ich. „Ach was, verwöhnt!“ (Strittmatter, Tinko).

Implizite Verneinung enthalten auch die Modelle: Er und ein Lügner! Er und lügen! Der und geschickt! Die Wirkung entsteht aufgrund der Unvereinbarkeit der Person (bzw., des Gegenstands) mit der ihr zugesprochenen Eigenschaft vom Standpunkt des Sprechers aus.

Allen Satzbauplänen ist ein Zug gemein: eine spezifische Tonführung, die den Ausrufesatz prägt und zu seinem Gehalt ein zusätzliches Sem hinzufügt – das Bewertungssem. Welche Bewertung realisiert wird – Bewunderung oder Missbilligung, Freude, Zorn oder Ironie – hängt von der Situation, Lexik, Intonation ab. Wesentlich ist, dass der Ausrufesatz den Sachverhalt immer mit innerer Anteilnahme zum Ausdruck bringt, deshalb besteht er oft aus einer Interjektion oder einem interjektionsartigen Wort (bzw. Wortgruppe) oder schließt sie in sich: O Erd!, O Glück!, O Lust! (Goethe). Verflucht! Donnerwetter! Pfui!

In der Sachprosa und in der Wissenschaft werden Ausrufesätze vermieden. Ihre Funktionsbereiche sind Alltagsrede, schöne Literatur, Appelle und Losungen. Für Appelle und Losungen ist der Ausrufesatz eine natürliche Satzform: Die Freundschaftsbande festigen! Die Liebe zum Buch wecken! Es lebe die Freiheit!

Die Erregtheit, Leidenschaftlichkeit, Ekstase drängen den Sprecher zum Gebrauch der Ausrufesätze. Vgl. einen Absatz aus dem Einleitungsbrief von Werther, wo in Übereinstimmung mit der sentimentalen Gefühlslexik die Ausrufesätze dominieren: Wie froh bin ich, dass ich weg bin! Bester Freund, was ist das Herz des Menschen! Dich zu verlassen, den ich so liebe, von dem ich unzertrennlich war, und froh zu sein! Ich weiß, du verzeihst mir`s … O was ist der Mensch, dass er über sich klagen darf! (Goethe).

Der Ausrufesatz als eine affektive Satzform findet sich in der Lyrik oft von einer Interjektion eingeleitet: Ach, meine Liebe selber zerfloss wie eitel Hauch! (Heine). Die Anrede in Form eines Ausrufesatzes verhilft zur Personifizierung des Leblosen:

Vollblühender Mond! In deinem Licht,

Wie fließendes Gold, erglänzt das Meer (Heine).

Die Sachprosa vermeidet den Ausruf. In den Stil der Wissenschaft dringt er selten ein, nur im Fall, wenn Streit und Polemik einsetzt. So lässt die Überschrift einer Abhandlung Stilkunde? Stilkunde! Sofort auf erregte Diskussionsstimmung des Autors schließen. Auch in der Werbung verwendet man Ausrufesätze zur Steigerung der Aussage: Wenn Sie eine kleine Freude machen wollen! (Zigarettenwerbung). Was wäre der Tag ohne dich! (Bäckerwerbung).

b) Der Fragesatz enthält kein Bewertungssem; sein Hauptsem ist „Frage“. Er verfügt über seine eigenen Satzbaupläne, die in Übereinstimmung mit der entsprechenden Tonführung dieses Sem zum Ausdruck bringen. Außerdem besitzt er als Hintergrundseme das Sem „Aufforderung“ (Anstieß zu einer Reaktion: Informations- oder Handlungserwartung) und das Sem „Mitteilung“. „Eine Frage sucht eine Ergänzung zu einer Information oder die Stellungnahme (Annahme oder Ablehnung) zu einer Information.“ „Die Entscheidungsfrage legt dem Partner eine Information vor, um von ihm zu erfahren, ob er sie (so) gelten lässt …“

Unter Umständen erfolgt eine Umgruppierung von Semen, so dass ein Hintergrundsem in dem Vordergrund rückt und ausschlaggebend wird. Dann verwandelt sich eine echte (eigentliche) Frage in eine Aufforderungsfrage oder eine rhetorische Frage.

Seminar ¹ 8

1. Die stilistische Charakteristik der Satzarten.

2. Der Fragesatz: Typen und Stil. Charakteristik.

3. Die Funktion der Satzarten im Text.

Literatur:

1. Òèì÷åíêî ª.Ï. Ïîð³âíÿëüíà ñòèë³ñòèêà í³ìåöüêî¿ òà óêðà¿íñüêî¿ ìîâ. Íàâ÷àëüíèé ïîñ³áíèê. – ³ííèöÿ: Íîâà Êíèãà, 2006. – 240 ñ.





Äàòà ïóáëèêîâàíèÿ: 2015-01-04; Ïðî÷èòàíî: 1059 | Íàðóøåíèå àâòîðñêîãî ïðàâà ñòðàíèöû | Ìû ïîìîæåì â íàïèñàíèè âàøåé ðàáîòû!



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