Ñòóäîïåäèÿ.Îðã Ãëàâíàÿ | Ñëó÷àéíàÿ ñòðàíèöà | Êîíòàêòû | Ìû ïîìîæåì â íàïèñàíèè âàøåé ðàáîòû!  
 

Die Expansion der syntaktischen Satzstruktur (ESS)



Man unterscheidet stilistisch 2 Abarten der Veränderung der Satzstruktur: die Expansion – d.h. die Erweiterung der Struktur durch eine lineare Vergrößerung der Strukturmitglieder, und die Expansion durch die Komplikation der Struktur, durch die Einführung in die Subjekt-Prädikat Gruppe neue Satzglieder charakterisiert wird. Zu dieser Abart der Expansion gehören die Aufzahlung, verschiedene Arten der Wiederholung, emphatische Konstruktionen nach dem Typ „er war es, der..“ Alle diese Abarten kann man in Remarque´s Werken treffen.

Die Aufzählung ist verbreitetes Ausdrucksmittel der stilistischen Syntax. Das mittel entsteht als Schlussfolgerum beim Aufzählen der gleichen syntaktischer Komponenten, die den verschiedenen Umfang haben, in den Rahmen der beendeten Aussage. Die Aufzählung kann zweigliedrig, paarig, vielgliedrig, konjunktionlos, mit einer Konjunktion oder mit vielen. Ausdrückliche Möglichkeiten der Aufzählung sind mannigfaltig. Man verwendet sie als Mittel der sprachlichen Sparsamkeit im Gespräch, als Mittel zum Unterstreichen von bedeutendsten Elemente, als syntaktische Mittel der Einordnung der Rede usw. In dieser Hinsicht unterscheidet man asyndetische (AV), syndetische (SV) und polysyndetische (PV) Verbindungen. SV verbindet mit einer Konjunktion 2 Satzglieder, PV verbindet eine große Zahl der Satzglieder mit den folgenden Konjunktionen – und, oder, aber, ferner. AV verbindet Satzglieder konjunktionlos. Diese Arten der Satzverbindung vermuten die Komponenten vom selben Typ, ihre syntaktische Selbständichkeit, ihre gleichen Ebenen. Aber es sei betont, dass nicht alle von diesen Verbindungen für die Werke von Remarque charakteristisch sind.

Z.B. AV ist das Mittel zum Schatten der ruhigen Aufzählung und der genauen Beschreibung der Ereignisse, Situationen, Charaktere.

Z.B.:1) “Ich ging rasch noch einmal los und besorgte einen Strauß Blumen, eine Ananas, eine Kinderknapper, eine Tafel Schokolade.“

2 ) “Sie hing voll von Reiseandenken, die er aus Südamerika mitgebracht hatte. Bunte Bastmatten an den Wänden, ein paar Masken, ein eingetrockneter Menschenschädel, groteske Tontöpfe, Speere, als Hauptstück eine ganze Sammlung von Photographien..“

Aber asyndetische Aufzählung der Verben bildet den Effekt der Hast, der Aufregung:

Z.B.:1) “Ich hätte sie am liebsten in ihrer Suppentopf gesteckt, beherrscht mich aber, griff in die Tasche, drückte ihr eine Mark in die Hand und fragte versöhnlich: „Hat die Dame nicht ihren Namen geneánnt.“

2) “Ich wunsch mich, ich wanderte im Zimmer umher, ich las die Zeitung, ich brühte den Kaffe auf, ich stand am Fenster und sah zu, wie die Straße besprengt wurde..“

3) “Die Worte stimmten nicht mehr, sie verschoben sich, sie drängten hinüber in andere, buntere Gebiete.“

4) “Wenn sie dann mit einem Kavalier abends ankam, ließ sie ihn unter irgendeinen Vorwand einen Augenblick draußen warten, ging rasch voran, schob den Kinderwagen in den Verschlag, schloss die Tür und ließ den Kavalier eintreten.“

PV dient zum Schaffen der Gleichmäßigkeit, Ausgeglichenheit und unterstreicht den ruhigen Charakter der Aufzählung. Aber PV ist von Remarque fast nicht gebraucht, weil PV auch Effekt der Feierlichkeit bildet. Am öftesten gebraucht der Schriftsteller die Kombination von AV und SV. Das Hauptmerkmal dieser Kombination ist folgende: erste aufgezählte Glieder verbindet man konjunktionslos und dem letzten Satzglied stehen die Konjunktionen.

Z.B.: 1) “Gottfried nahm mir die Zigarette aus der Hand, beroch sie und zündete sie sich an.“

2) “Er zog eine Zeitung aus der Tasche, verglich die Hausnummer noch einmal und schritt auf mich zu.“

Die Wiederholung. Eine andere Art der Verbreitung der syntaktischen Struktur sind verschiedene Wiederholungen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, dass sie sinnig oder emotional beliebige Teile der Aussage verstärken müssen. Die Ausdruckskraft dieser Wiederholungen bestimmt ihre Struktur, ihren Platz im Satz. Man unterscheidet folgende Arten der Wiederholung: die Anadyplose, die Anapher, die Epipher, die einfache Kontaktwiederholung. Welche aus diesen Abarten für Remarque typisch sind, kann man aus folgender Charakteristik sehen:

a. Die Anadyplose oder die Wiederaufnahme. Das ist die Wiederholung, wenn das Endeelement am Anfang des nächsten Satzes steht. Die Ausdruckskraft dieses Handgriffes ist sehr groß. Der Autor (Remarque) läßt den Leser den Satz oder das Wort bemerken:

Z.B.:1) “Was man herankommen läßt, will man halten. Und halten kann man nichts.“

2) “Sie wollte eine Tasse Schokolade trinken. Die letzte leistete sie sich jeden Sonntagmorgen hier.“

b. Die Anapher. Das ist die Wiederholung, wenn das Anfangselement in den Sätzen, die einander folgen, steht. Dieser Handgriff hat dieselben Aufgabe in den Werken von Remarque wie die Anadyplose.

Z.B.:1) “Draußen spülte sich gedämpft die Strasse mit den Raubvogelrufen des Autos vorbei. Sie schrie herein, wenn jemand die Tür offnete. Sie schrie wie ein keifendes, neidisches Weib“.

2) Der Mond war über das Fabrikdach emporgestiegen. Er war immer heller geworden und hing wie ein gelber Lampion in den Asten des Pfaumenbaumens.“

Für Remarque haben die Anapher viele Möglichkeiten: sie verstärken logische Verbindung der Aussageteile, symbolisieren die Einheit der Rede und können auch als Mittel zur Widerspiegelung der menschlichen Charaktere und auch als Mittel zum Schaffen der besonderen Sphäre in der Erzählung auftrete.

c. Die Epipher. Das ist solche Abart der Wiederholung, wenn das Endeelement in den Sätzen wiederholt, die einander folgen. Sehr oft gebraucht man die Epipher als mittel von Humor und Satire, und als Mittel der Präzisierung der Erzählung.

Z.B.: “Vor dem Haus lag außerdem ein alter Friedhof. Er war schon seit langem stillgelegt. Er hatte Bäume wie ein Park, und wenn es nachts ruhig war, konnte man meinen, man wohne auf dem Lande.“

d. Die einfache Kontaktwiederholung. In diesem Fall wiederholt man ein und dasselbe Glied im Satz. Sehr wichtig ist die Kontaktposition des Gliedes im Satz. Diese Art der Wiederholung ist für die emotionale Rede typisch.

Z.B.: „ Ich sah auf dich und weinte nicht. Der Schmerz schlug meine Zähne aneinander. Mein Blut floss ständig unter unbarmherzigen Streichen. Ich sah auf dich und weinte nicht“. (F. Schiller).

Vorlesung ¹ 15

Thema: Die funktionalen Stile der deutschen Sprache

In der deutschen Sprache der Gegenwart real existierenden funktionalen Stile können hier nur in ihren Grundzügen beschrieben werden. Denn erstens ist eine genaue Ausarbeitung dieser schwierigen Frage nach dem heutigen Entwicklungsstand der Stilistik noch nicht möglich, und zweitens würde eine solche Ausführung den Rahmen des vorliegenden Lehrbuchs sprengen. Daher begnügen wir uns damit, kurz die Stilzüge anzugeben, die der funktionalen Spezifik (gesellschaftliche Funktion) jedes einzelnen Stils entsprechen, und – etwas ausführlicher – die sprachlichen Mittel, die diese Stilzüge realisieren.

Der Stil des öffentlichen Verkehrs

Grundfunktion dieses Stils ist die offizielle schriftliche und mündliche Verständigung einerseits zwischen den Staatsämtern und Behörden untereinander und anderseits zwischen öffentlichen Organisationen und dem Publikum. Es handelt sich also um die sprachliche Fassung sämtlicher Amtsdokumente, Gesetze und Vorschriften, um die Gestaltung der Diplomaten-, Gerichts- und Handelskorrespondenz sowie aller mündlichen Ansprachen bei offiziellen Anlässen. Reden, die den Rahmen der sachlichen Mitteilung überschreiten, dürfen schon nicht mehr in den Bereich der offiziellen Verständigungsweise gezählt werden. Der Staatsmann auf diplomatischen Konferenzen, der Ankläger oder der Verteidiger bei Gericht lassen sich vom Gegenstand ihrer Mitteilung hinreißen, sie drücken in leidenschaftlich-bewegter Form ihre Ansicht aus. Derartige Reden gehören ihrer gesamten linguistischen Charakteristik nach viel eher zum Ausdruckssystem der mündlichen Publizistik. Ein gesunder Amtsstil ist durch folgende Wesenszüge (Stilzüge) gekennzeichnet: Unpersönlichkeit und Sachlichkeit, gedrängte Kürze, streng literarische Form, leichte Fassbarkeit.

Im Stil des öffentlichen Verkehrs ist eine bestimmte funktional gefärbte Lexik mit eingeschlissen: teils sind es deutsche und fremdsprachige Termini, teils nichtterminologische Klischees. Ihre spezifische Prägung äußert sich in einer gewissen Steife und Förmlichkeit.

So bringt jeder Geschäftsbrief, jede Meldung, jedes Gesuch einleitend hinter der funktional gefärbten Abkürzung betr. (betreffend, betreffs) stichwortartige Angaben des Inhalts.

Betr.: Urlaubsgesuch wegen dringender Familienangelegenheiten.

Zum Abschluß eines Dokuments wird gewöhnlich die Zahl der Anlagen genannt oder namentlich angeführt (Anlagen: Geburtszeugnis, Leumundszeugnis, Reifezeugnis u. ä.).

Jedes Protokoll muss – bei bestimmter Architektonik – einen spezifischen Wortschatz bringen wie etwa:

Protokoll über … - am … - um … - anwesend …

(z.B.): It. [laut] Anwesenheitsliste 35 Teilnehmer) – Leitung – Tagesordnung – Beginn – Verhandlungsablauf – Beschluß – Unterschrift des Protokollanten (Schriftführers) – f. d. R.

Pronominaladverbien wie hiermit, hiervon, hierfür – süddeutsch hiemit, hievon, hiefür – sind Wahrzeichnen offiziellen Formulierungen.

Eine besonders wichtige Rolle im Stil des offiziellen Verkehrs spielen die Wort- und Wortgruppenklischees sowie die Satzklischees. Vielleicht könnte man auch von architektonischen Klischees sprechen, insofern die Gliederung der offiziellen Dokumente (oft auch der offiziellen Ansprachen) nach einem bestimmten Anordnungsschema genormt ist. All diese Klischees stehen im Zuge der Entpersönlichung, insbesondere im Bereich der Amts- und Handelskorrespondenz. Vgl. die Vordrucke für Geschäftsbriefe, Bankkontos, Zeugnisse verschiedener Art u. ä.

Auch die Syntax im Stil des offiziellen Verkehrs muß dazu beitragen, die Stilzüge dieser sprachlichen Verwendungsweise zu realisieren. Die der deutschen Literatursprache zu Gebote stehenden syntaktischen Konstruktionen werden so ausgewählt, dass sie – auf grammatischem Wege – den Eindruck des Unpersönlichen und Offiziellen erwecken.

Als Mittel zur Erzielung sprachlicher Knappheit bedient sich der moderne deutsche Amtsstil häufig der Ellipse: Bestellungen durch die Buchhandlung erwünscht. Deutsche Handschrift erbeten.

Bemerkenswert ist die besonders in der Handelskorrespondenz übliche unflektierte Vor- oder Nachstellung des Attributs: rein Wolle – echt Gold – Butter extrafein – Einfamilienhaus zweistöckig.

Der Stil der Wissenschaft

Da Wissenschaft und Technik dazu berufen sind, mit Hilfe sachlich-systematischer Beweisführung die Erkenntnis der Wirklichkeit und ihrer Gesetze zu vermitteln, muss die gesamte Ausdrucksgestaltung auf diesem Gebiet gesellschaftlicher Tätigkeit – alle lexischen, grammatischen und phonetischen Mittel, in ein Ganzes vereinigt – unter dem Zeichen der Sachlichkeit und Logik, der Klarheit und Fassbarkeit stehen. Erst auf dem Boden dieser Wesensmerkmale kann Überzeugungskraft der Darstellung erwachsen.

Zunächst über den Wortschatz im Dienst der Sachlichkeit und Logik, der Klarheit und Fasslichkeit. Die lexikalische Grundlage bildet die neutrale literarische Lexik ohne expressive Färbung in Verbindung mit funktional-stilistischer Lexik, d.h. mit deutscher oder fremdsprachiger Terminologie, mit Realienbezeichnungen und nichterminologischen Klischees.

Im Gegensatz zu den zahlreich vertretenen Fachneologismen (die allmählich in den ständigen Bestand der Nationalsprache eingehen), sind nichtterminologische Neubildungen im wissenschaftlichen Stil seltener anzutreffen. Sie werden nur dann verwendet, wenn mit ihrer Hilfe ein Gedanke klar und dabei sprachökonomisch zum Ausdruck gebracht werden kann. Verhältnismäßig stark vertreten sind im modernen wissenschaftlichen Stil die substantivierten Infinitivzusammenbindungen.

Charakteristisch für den Stil der Wissenschaft ist der Einschluss von Belegstellen aus anderen Werken. Hier handelt es sich um wichtiges Beweismaterial, das die Ansichten des Schreibenden bekräftigt, oder auch um Aussprüche von Fachgelegten, die der Autor als unrichtig oder strittig hinstellt.

Durch stark expressive Lexik kann die Objektivität einer akademisch-wissenschaftlichen Arbeit beeinträchtigt werden; die persönliche Einstellung zum Gegenstand der Untersuchung muß vor allem aus dem sachlich dargelegten Gedankenverlauf hervorgehen. Emotional gefärbte Wörter und Wendungen (Idiome, Zwillingsformeln, verstärkende Zusammensetzungen u. ä.) haben nur dort Berechtigung, wo sie an dieser oder jener Stelle für die Entwicklung der Beweisführung unerlässlich sind.

Dialektismen, Argotismen, Vulgarismen widersprechen den Normen des wissenschaftlichen Stils und bilden selbst im Rahmen polemischer Schriften seltene Ausnahmen.

Einen festen Platz im wissenschaftlichen Stil haben sich die Mittel der Bildlichkeit erobert; sie sind kein Schmuck der Rede, sondern ein Mittel der Erkenntnis und besseren Einprägung. Zum größten Teil werden gemeinsprachliche Tropen und Vergleiche verwendet, die ihre Bildkraft noch nicht eingebüßt haben, wie etwa: die sibirische Taiga, eine gewaltige Vorratskammer der Natur.

Auch der grammatische Bau des wissenschaftlichen Stils muß der Forderung nach Logik, Klarheit und leichter Fassbarkeit nachkommen. Wenn Passivkonstruktionen in der Alltagsrede gemieden werden, so gehören sie im wissenschaftlichen Stil zu den unentbehrlichen Mitteln der objektiven, logischen Darstellung.

Selbstverständlich herrscht der Aussagesatz vor – und damit die ruhige Aussageintonation. Fragesätze sind ein charakteristisches Merkmal der Syntax im wissenschaftlichen Stil. Einmal sind es rhetorische Fragen, die unmissverständlich als getarnte Aussagesätze zu werten sind. So zeigt die deutsche Sprachwissenschaftlerin Gertrud Pätsch an einer Stelle ihres Buchs „Grundfragen der Sprachtheorie“ die Unhaltbarkeit der Naturlauttheorie und gibt dabei in folgenden Fragen ihre ablehnende Meinung kund: Woher kommt es, dass unwillkürliche Äußerungen mit einem Male einen verstehbaren, also gedanklichen, Inhalt haben? Und woher kommt das plötzliche, neuartige Verstandenwerden?

Die wissenschaftliche Prosa gebraucht Parallelismus und Antithese, Aufzählung und Wiederholung, also die gleichen Mittel, die in anderen Stilen als lexische und grammatische Mittel der Emotionalität gelten, im Dienst der Sachlichkeit, Logik und leichteren Fassbarkeit.

Im wissenschaftlichen Stil hat sich die Tradition herausgebildet, zur Wahrung der Objektivität und der Bescheidenheit die Ich- Form auf allerlei Weise zu meiden. Daher heißt es: Der Verfasser dieses Artikels ist der Meinung… - wie dem Verfasser scheint… - wie es scheint u. ä.

Der Stil der Publizistik und der Presse

Der Stil der Publizistik und Presse ist an sich ein Stil der Propaganda und Agitation. Die Bevölkerung soll über aktuelle Geschehnisse in der Politik, im Gesellschaftsleben, in der Kunst, Literatur, Wissenschaft und Technik nicht bloß unterrichtet, sondern auch nach einer bestimmten Richtung hin beeinflusst und überzeugt werden. Hier interessiert uns natürlich in erster Linie der Stil der Publizistik und Presse, deren Aufgabe darin besteht, die gesellschaftliche Wahrheit aufzudecken.

Um seine Aufgabe erfolgreich durchzuführen, muß der publizistische Stil sowohl sachliche als auch emotionale Überzeugungskraft besitzen. Daher in seiner sprachlichen Ausdrucksgestaltung einerseits Einschluss von reichem Tatsachen- und Beweismaterial, vermittelt durch aktuelle Realienbezeichnungen (Namen von Zeitgenossen, Orts- und Zeitangaben, Titel von Organisationen, Ziffern, Daten, Zitate u. ä.), deutsche und fremdsprachige Termini, Professionalismen, neue „Schlagwörter“ aller Art usw. Dazu noch mittel der rationalen Einwirkung auf grammatischem und architektonischem Weg: reiche Verwendung von Parallelismus und Antithese, Frage und Antwort sowie von verschiedensten Arten einprägender Wiederholung und Aufzählung. All dies im Dienst der Systematik und leichteren Fassbarkeit.

Anderseits die sprachlichen Mittel der emotionalen Fühlungnahme mit dem Publikum: Wahl eines anschaulich-expressiven Wortschatzes, emotional gefärbte Phraseologie, zahlreiche Tropen und Vergleiche, Periphrasen, Epitheta, die verschiedensten Mittel der Satire (darunter auch charakterologische Mittel der Koloritzeichnung); emotionale Wortfolge, Ausrufe- und Frageintonation, Abbrüche und Einschaltungen.

Je nach dem Genre der schriftlichen oder mündlichen Publizistik variiert auch die Verwendungsweise der innerhalb dieses Stiltyps gegebenen Ausdrucksmöglichkeiten. Reportage und Feuilleton müssen den literarisch-künstlerischen Ansprüchen der schönen Literatur entsprechen (daher steht ihnen auch der gesamte Apparat an Ausdrucksmitteln zur Verfügung, den die schöne Literatur benützt); der einfache oder erweiterte Bericht, der Kommentar, die Chronik und andere sachlich-offizielle Formen der Publizistik und Presse nähern sich dem Stil des öffentlichen Verkehrs; der politische und der wissenschaftliche Artikel fügen sich zum großen Teil den Gesetzmäßigkeiten des wissenschaftlichen Stils. So verschieden die einzelnen Genres der literarischen und politischen Publizistik auch sein mögen, sie werden dennoch von gemeinsamen Stilzügen und gemeinsamen Ausdruckstendenzen zusammengehalten (dies gilt natürlich nur für die fortschrittlich eingestellte Publizistik): sie dienen als Mittel sachlichen und zugleich leidenschaftlich emotionalen Kampfes gegen alles Überlebte und Rückständige, für alles Neue und Aufbauförndernde.

Einen wichtigen Platz bei der intellektuellen Beweisführung nehmen die Zitate aus den verschiedensten Qellen ein: Aussprüche bekannter Staatsmänner und Gelehrter, Stellen aus Zeitungsartikeln oder Büchern. Bei dieser Rededarstellung werden sowohl direkte Rede (mit oder ohne Einkleidung) als indirekte Rede verwendet – natürlich mit anderer stilistischer Funktion als beim Sprachporträt in der schönen Literatur. Besonders häufig sind Mischformen zwischen direkter und indirekter Rede.

Auf grammatischem Gebiet verdienen besondere Erwähnung Wiederholung, Aufzählung, Parallelismus und Antithese als Mittel eindringlicher Logik und Systematik (sowohl innerhalb eines Satzes als insbesondere im erweiterten Kontext und Großzusammenhang). Die größte Bedeutung kommt augenscheinlich der Antithese zu. Da zahlreiche publizistische Arbeiten auf inhaltlichem Kontrast aufgebaut sind (Darstellung gegensätzlicher Weltanschauungen, Meinungen, Situationen usw.), müssen zur sprachlichen Realisierung lexische und syntaktische Antithesen dienen – und dies meist zusammen mit anderen Verbindungsmitteln: Wiederholung, Aufzählung, Parallelismus (unterstützt durch graphische Mittel).

Der Stil des Alltagsverkehrs

Die Hauptfunktion dieses Stils (kurz Alltagsstil genannt) besteht darin, ungezwungen-intime Mitteilungen privater Natur oder sachliche, aber nicht offizielle Feststellungen aus dem Alltags- und Arbeitsleben im mündlich-dialogischen Verkehr an Gesprächspartner weiterzuleiten. Daneben tritt er aber auch mündlich-monologisch zutage: in einfachen Berichten und Erzählungen mit Alltagsthematik, in Reden anlässlich verschiedener Vorkommnisse (bei Hochzeiten, Geburtsfeiern u. ä.). Auf schriftlichem Weg findet der Alltagsstil in der Privatkorrespondenz und in Tagebüchern Verwendung. Diesen Funktionen entsprechend, hat sich ein Stiltyp herausgebildet, der durch bestimmte, nur ihm zugehörige Wesenszüge charakterisiert wird.

Das Baumaterial für den Stil des Alltagsverkehrs bildet die Umgangssprache, diese zwischen Literatursprache und territorialen Dialekten stehende Erscheinungsform der Nationalsprache.

Je nach der Sprachsituation, je nachdem, welchem Gesellschaftskreis der Sprecher angehört und welchen Bildungsgrad er besitzt, überwiegen im Alltagsstil bald die literarsprachlichen, bald die mundartlichen Elemente. Ohne auf die soziale Differenzierung in der Alltagsrede kleiner gesellschaftlichen Sonder schichten einzugehen, soll hier der Alltagsstil der großen Massen, d.h. der werktätigen Bevölkerung, besprochen werden.

Die inneren Merkmale des Alltagsstils ß seine Stilzüge sind vielmehr folgende:

1. Ungezwungene, lockere Gesamthaltung beim Sprechen,

2. Emotionalität und subjektive Bewertung der Aussage,

3. Konkretheit, Bildhaftigkeit, Schlichtheit und Dynamik,

4. Hang zu Humor, Spott und Satire,

5. Hang zur Umständlichkeit der Rede einerseits und zur kürze anderseits.

In der Sprachwirklichkeit fließen natürlich die genannten Merkmale ineinander. Ein und dieselbe sprachliche Erscheinung kann gleichzeitig Emotionalität und Bildhaftigkeit, gleichzeitig Spott und Ungezwungenheit enthalten. Die linguistische Charakteristik des Alltagsstils, gegliedert nach den einzelnen Wesenszügen, entspringt dem Wunsch nach klarerer Übersicht.

Die sprachliche Spezifik des Alltagsstils – historisch durchaus verständlich – äußert sich auch in der sorglosen Verwendung von Dialektismen, Argotismen und Vulgarismen. Ob man in Berlin die Zigarettenstummel Kippen nennt oder in Wien Tschiks, ob der Berliner den Ausländer durch sein ham wa nich [haben wir nicht] oder der Wiener durch sein ramatama [räumen tun wir] in erstaunen versetzt, auf jeden Fall handelt es sich um mundartliche Freiheiten, die im Alltagsstil durchaus berechtigt und gesetzmäßig sind.

Auch die gelegentliche Verwendung von Argotismen und Vulgarismen ist bedingt durch die lockere Haltung des Sprechers im Alltagsverkehr.

Ohne Zweifel wird aber die lexisch-phraseologische Basis Alltagsstils durch den Wortschatz literarisch-umgangssprachlicher Färbung (also durch literaturfähige, stark expressive Wörter) gebildet; der Grad von Beimischung verschiedener Elemente aus territorialen Dialekten und Jargons hängt von den konkreten Umständen der Rede ab.

Auf phonetischem Gebiet äußert sich der auffalendste Zug des Alltagsstils – seine lässige Ungezwungenheit – in den Aussprachenormen. Wörter und Wortgruppen werden achtlos hingeworfen, manchmal nicht bis zu Ende gesprochen, manchmal miteinander verschleift.

Besonders bemerkbar ist die Spezifik der lockeren Ungezwungenheit in den grammatischen Normen des Alltagsstils. Noch mehr als über die Lässigkeit der Aussprache und das häufige Sich-Versprechen staunt man über die große Zahl der Parenthesen, der Konstruktionsänderungen und zahllosen Abbrüche mitten im Satz. Auch ohne Ellipsen und Nennsätze wäre der Alltagsdialog undenkbar, z. B.: Bist müde? – Ich ja. Und du? – Natürlich, sogar sehr. Aber trotzdem. Ich wird’ schon.

Im Alltagsstil haben alle Berichte, Erzählungen und Dialoge emotionalen und zum größten Teil bewertenden Charakter, selbst wenn es sich um Tatsachenfeststellungen handelt. Ob man sich dabei einer literarischen oder mundartlich gefärbten, mit Vulgarismen und Argotismen vermengten Umgangssprache bedient, ändert nichts an diesem Wesenszug des Alltagsstils.

Eine wichtige Rolle bei der Realisierung dieses Merkmals spielen die Epitheta. Teils sind es hyperbolische Beiwörter: ein phänomenales Konzept, ein ganz ausgemachter Lump; ein 150prozentiger Bürokrat, ein vorsintflutliches Instrument, teils Epitheta mit verstärkenden Zusammensetzungen: goldrichtig, heilfroh, schnurzegal [berlinisch, grob: völlig egal].

Hyperbeln treten auch in substantivischer Form auf: Vollidiot, Halbidiot (als Schimpfwörter), Quadratesel, Neunmalkluger usw.

Emotionale Einstellung (gleichzeitig auch ein Zug der lockeren Ungezwungenheit) steckt in den zahlreichen Ausrufen, die in die Rede eingeschaltet werden: Interjektionen, die bestimmte Gefühle ausdrücken: o weh! (Schmerz), etsch! (Schadenfreude), substantivische Ausrufe – ach Käse!, etwa gleichbedeutend mit dem Ausruf: Blödsinn!, verbale Fügungen – verdammich!, verflucht und zugenäht! (Ausruf bei etwas Unangenehmem) u. ä.

Ein wichtiger Anteil an der Emotionalität des Alltagsstils kommt dem grammatischen Bau zu. Ausrufe-, Heische- und Fragesätze, Aussagesätze mit aufgelockerter syntaktischer Form bilden die Grundlage dazu. Eine sehr große Rolle spielt die Wortfolge im Alltagsstil und, im besonderen, die Gliederung der Sätze in kurze, sinngemäß und grammatisch abgeschlossene Syntagmen.

Auch Prolepse und Nachtrag stehen im Dienst der Emotionalität: sie bilden ein auffallendes grammatisches Merkmal des Alltagsstils.

Emotionale Betonung in dem flektierten Attribut in Nachstellung eigen (besonders im Süddeutschen). Der Mensch schimpft im Alltag: Schuft verdammter! Heupferd blödes! Oder er schmeichelt: Kind süßes!

Der Wortschatz des Alltagsstils zeichnet sich durch auffallende Konkretheit, Bildhaftigkeit, Dynamik und Schlichtheit aus. Anstatt eines blassen, allgemeinen Ausdrucks gebraucht man farbige, dynamische Wendungen: in allen Ecken und Enden (überall); jemand auf die Hühneraugen treten (beleidigen); der Witz hat einen langen Bart (ist alt) u. ä.

Besonders häufig bedient sich der Alltagsstil der expressiven Phraseologie mit familiärer und grober Stilfärbung. E. Strittmatter erzählt z. B., wie Tinko, der Held des gleichnamigen Romans, sich so gierig über Bratkartoffeln und Eier stürzt, dass die Großmutter besorgt ausruft: Du wirst die Platze anessen! [gewöhnlich: du wirst platzen, zerspringen.]

Zuletzt über die widerspruchsvolle Tendenz des Alltagsstils einerseits zur Umständlichkeit, zum behaglichen Ausschweifen, anderseits zur Kürze (Sprachökonomie). Diese beiden einander entgegengesetzten Stilzüge gehen aber auf eine gemeinsame Quelle zurück: auf die Ungezwungenheit und Lockerheit der Alltagsrede.

Das Ausmalen, die Wortfülle, kommt in lexikalischen und grammatischen Erscheinungen zum Vorschein, hauptsächlich in der Vorliebe zu Zwillingsformeln, Tautologien und Pleonasmen, zu Aufzählungen und Wiederholungen aller Art. Besonders untersucht werden müssen die mannigfachen Erscheinungsformen der Wiederholung im Dialog.

Der Hang zur Kürze äußert sich in der Verwendung verschiedenster Wortabbreviaturen. Salopp-umgangssprachlich klingen Abkürzungen wie Schok oder Schoko (Schokolade), Dok (Doktor). Typisch österreichisch ist die Abkürzung Rekobrief (rekommandierter, d.h. eingeschriebener Brief).

All die Konstruktionen mit zusammengesetzten Modal- und Hilfsverben sind durch Dynamik und Expressivität gekennzeichnet. Ursprünglich in literarischer Rede unzulässig, haben sie heute meist literarisch-umgangssprachliche Stilfärbung gewonnen; darüber hinaus werden sie aber völlig literarisch und fassen – eben wegen ihrer wirksamen Knappheit – auch in anderen Verwendungsweisen der Sprache festen Fuß.

Seminar ¹ 9

1. Funktionale Stile im Deutschen: die Problem der Erforschung.

2. Die Charakteristik der Stile:

Der Stil des öffentlichen Verkehrs.

Der Stil der Wissenschaft.

Der Stil der Publizistik und Presse.

Der Stil des Alltagsverkehrs.

Literatur:

1. Òèì÷åíêî ª.Ï. Ïîð³âíÿëüíà ñòèë³ñòèêà í³ìåöüêî¿ òà óêðà¿íñüêî¿ ìîâ. Íàâ÷àëüíèé ïîñ³áíèê. – ³ííèöÿ: Íîâà Êíèãà, 2006. – 240 ñ.

2. E. Riesel. Stilistik der deutschen Sprache. – M. – 1980. – S. 437-461.





Äàòà ïóáëèêîâàíèÿ: 2015-01-04; Ïðî÷èòàíî: 1134 | Íàðóøåíèå àâòîðñêîãî ïðàâà ñòðàíèöû | Ìû ïîìîæåì â íàïèñàíèè âàøåé ðàáîòû!



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