Meine Verwandten dem Charakter nach

Der griechische Arzt Hippokrates teilte, wie bekannt, alle Menschen nach ihren Charaktereigenschaften in vier verschiedene Kategorien ein: in Choleriker, Sangwiniker, Phlegmatiker und Melancholiker.

Gewiß kommen die genannten Temperamentgruppen in Reinstruktur selten vor. Aber die markantesten Züge dieser Typen kann man unter unseren Mitmenschen beobachten.

Mein Onkel Stephan z.B. ist meiner Meinung nach ein reiner Choleriker. Er braust schnell auf. Seine Frau muss ihn in Frieden lassen, um ihre eigene Ruhe aufzubewahren. Er ist hitzköpfig und sein Benehmen kann man oft, genau wie das Wetter, nicht voraussagen. Sein Temperament hat auch etwas Positives: so rasch er aufbraust, so schnell beruhigt er sich wieder.

Die meisten Mitglieder unserer Familie, glaube ich, sind Sangwiniker. Als Mustertyp kann mein Bruder Paul dienen. Er ist ein lebhafter, freudiger, etwas hitzköpfiger Mensch. Er wird allerzeit als charmanter Gesellschafter geschätzt und hat viele Freunde. Dem Sangwiniker gelingt es nicht immer, sich zu konzentrieren und gewissenhaft zu sein. Mein Bruder dagegen ist anders: er macht jede Arbeit gründlich. Als Mesch ist er verlässlich und hilfsbereit.

Den reinen Phlegmatiker nennen wir oft unseren Schwager. Seine Ruhe und Bedächtigkeit gehen manchmal uns auf Nerven. Doch sind ihm auch Treue und Zuverlässigkeit eigen. Und es ist für meine Schwester über alles und sie sieht ihm darum einiges von seinem Phlegma nach. Mein Schwager ist am richtigen Platz in seinem Beruf, denn der Beruf des Arztes bzw. eines Chirurgen braucht immer eine ruhige Hand.

Zum Glück haben wir unter den Verwandten und Bekannten keine schwermütigen, düsteren, misstrauischen, ungeselligen Menschen, wie es Melancholiker sind. Die meisten von uns sind optimistisch gestimmt und geneigt, in dem Leben vor allem das Positive zu sehen.

Schließlich soll ich bestätigen, dass Temperamente in der Regel vermischt sind. Jeder Mensch stellt mit seinem Charakter eine komplizierte Mischung von Wesenszügen verschiedener Temperamenttypen dar. Jeder besitzt positive und negative Eigenschaften. Ein und derselbe Mensch kann abhängig von der Situation sanft und gesellig, hart und misstrauisch, entschieden und träge sein. Soweit ich weiß, stört solche Vielfalt der Eigenschaften niemand.

Übung XI. Lesen wir Mustersätze – Satzreihen und Satzgefüge!