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Anschaulichkeit



Als Prinzip der Textgestaltung neben Folgerichtigkeit und Klarheit führt noch tiefer in den stilistischen Bereich Anschaulichkeit hinein.

Als Anschaulichkeit wird eine Informationsvermittlung mit häufigem Rückgriff auf konkrete und bildhafte Ausdrucksweisen bezeichnet. So kann eine Information durch sprachliche Bilder anschaulich dargestellt werden und als eine Mitteilung von dem Leser oder Hörer verstanden.

Die Anschaulichkeit gilt besonders für literarische Texte, aber auch für andere Texttypen zur Wirklichkeitsgestaltung bildhafte Vorstellungen.

Sprachliche Bilder knüpfen an das Erlebnis der physischen Welt an, das in der Erinnerung bewahrt bleibt und durch Sprache neu, wenn auch oft verwandelt, ins Bewußtsein gerückt wird.

Sprachliche Verständigung über bestimmte Sachverhalte ist ohne sprachliche Bilder nicht möglich; eine abstrakte bilderlose Sprache setzt die Stufe der bildhaften Verständigung voraus. Dabei besitzt kein Wort von vornherein Bildcharakter – es wird zum Bild, erst wenn bei der Bezeichnung eines Dinges Einzelnes hervorgehoben wird.

Sprachliche Bilder können verschiedener Natur sein, unterschiedlich verwendet werden und verschiedene Wirkungen aufweisen. Für die Stilistik ist die Unterscheidung von unmittelbaren und mittelbaren (eigentlichen und uneigentlichen) Bildern relevant. Dabei geht man vom grundsätzlichen Übertragungscharakter des sprachlichen Bildes aus.

Unter unmittelbaren Bildern sind die sprachlichen Ausdrücke gemeint, die real vorhandene oder erlebte fiktive Gegebenheiten eines Wirklichkeitszusammenhanges zu bildhaften Einheiten zusammenfassen und sprachlich kennzeichnen. Sie finden sich überall dort, wo in der Wirklichkeit (oder in der Phantasie) Sichtbares sprachlich konkret erfaßt wird – durch übliche Benennungen.

Zum Beispiel: Im Garten wuchsen Birnbäume, Stachelbeersträuche und viele Heckenrosen. Alle Heckenrosen trugen wunderschöne weiße Blüten.

In diesem Satz sind die Gegenstände „Birnbäume“, „Stachelbeersträuche“ und „Heckenrosen“ an und für sich keine sprachlichen Bilder, dadurch aber wird das Bild des Gartens dargerstellt. Inzwischen erlangt die Bezeichnung des Gegenstandes „Heckenrosen“ Bildcharakter über die weitere Beschreibung „ … trugen wunderschöne weiße Blüten“.

Sprachliche Bilder sind nicht immer an die volle Satzaussage gebunden, auch das einzelne Nomen, isoliert oder in Reihungen, kann ein selbständiges Bild vertreten, wenn es entsprechend hervorgehoben ist:

Niedere Wolken, düstere Weite.

Altersfarben von Zwielicht und Dunkelheit.

Bäume, ledig der Blätterlast,

Entlassen die Krähenschwärme,

Die sich gebärden, als wüßten sie,

Wo es besser ist.

(H. Lenz, „Russischer Herbst“)

Meistens ist jedoch die Einbettung in einen Satz für den Bildcharakter wichtig.

Zuweilen aber sind Einzelbilder auch nur Teile eines größeren Bildes oder werden durch andere Bilder abgelöst.

Neben den unmittelbaren sprachlichen Bildern gibt es Bilder, in denen zwei oder mehrere Bildbereiche zu einer Aussage zusammenwirken, so dass der Bildsinn das Gemeinte nur mittelbar ausdrückt. Diese mittelbaren oder übertragenen Bilder sind seit alters bekannt und werden in der antiken Rhetorik als Tropen gekennzeichnet und verschieden gruppiert.

Darunter sind der Vergleich, die Metapher, Personifikation und Synästhesie, Allegorie und Symbol, Umschreibungen (Periphrasen), Untertreibungen und Übertretungen besonders zu nennen.

So kann das Erlebnis der physischen Welt über sprachliche Bilder – unmittelbare und mittelbare – nicht nur aus der Erinnerung herausgeholt werden und wenn auch verwandelt im Bewußtsein erscheinen, sondern auch als Vorstellung ganz neu geschaffen werden.

Die neugeschaffene Bildlichkeit ist eine unentbehrliche Eigenschaft der Dichtung, wobei alle theoretischen oder bloß kommunikativen Texte die Informationen ohne Bilder oder mit Bildzusätzen vermitteln. Qualitativer Unterschied besteht zwischen nichtdichterischen und dichterischen Bildern Dichterische Bilder sind sprachliche Bilder von höherer Wirksamkeit, weil sie eine stärkere Bildhaftigkeit besitzen, stärker mit anderen Stilmitteln zusammenwirken und in ihrer situativen Prägung auch über das konkret Bildhafte hinausgehen und neue Sichtweisen, allgemeinere Vorgänge oder Befindlichkeiten, ja sogar abstrakte Ideen einschließen können.

Freude, schöner Götterfunken,

Tochter aus Elysium,

Wir betreten feuertrunken

Himmlische, dein Heiligtum.

Deine Zauber binden wieder,

Was der Mode Schwert geteilt;

Bettler werden Fürstenbrüder,

Wo dein sanfter Flügel weilt.

(Schiller, „An die Freude“)

Es gibt für verschiedene Textsorten bestimmte Grundregeln zur Steigerung der sprachlichen Anschaulichkeit. Dabei ist ja kein absolutes, zeitlos gültiges Maß an die Anschaulichkeit der Darstellungsweise der einzelnen Autoren zu legen.

Anschaulichkeit im Sprachstil kann mit verschiedenen Mitteln erreicht werden. Die grundsätzlichen Forderungen eines entsprechenden Sprachgebrauchs wären Differenzierung und Dynamisierung der Darstellung.

(1) Zur Erhöhung der Anschaulichkeit dienen die Sprachmittel, die das Einzelne betonen und das Besondere statt des Allgemeinen bezeichnen.

(2) Die Anschaulichkeit wird auch durch die Dynamisierung des Sprachausdrucks erhöht, die eine entsprechende Sicht der Dinge und Ereignisse zu bieten hat (statisch ® dynamisch).

Beispiele:

Begriffe wirken anschaulicher, wenn sie in Einzelvorstellungen oder Personenhinweise aufgelöst werden:

die Bevölkerung ® Männer und Frauen.

Die Beschränkung auf den Singular ist meistens wirkungsvoller als die Verallgemeinerung im Plural:

Die Situation der heutigen Menschen ® die Situation des heutigen Menschen.

Die verbale Darstellung gilt noch immer als anschaulicher und lebendiger als die Umschreibung oder Abstraktion mit Substantivierungen:

ihre Leistung ® was sie leisten.

Das Aktiv erscheint treffender als das Passiv:

die Arbeit wurde geschafft ® wit schafften die Arbeit.

Synonyme heimischer Wörter sind entsprechenden Fremdwörtern vorzuziehen:

Wellness ® Wohlbefinden.

Präzise Verben sind farblosen vorzuziehen:

Vorne lag eine Wiese ® Vorne grünte eine Wiese (liegen ® grünen).

Wo es ohne Übertreibung und ohne Sinnverfälschung angeht, sollten Verben des Seins durch solche der Bewegung ersetzt werden (auch bei gleichzeitiger Personifizierung der Dinge) – insbesondere in beschreibenden Texten, die sonst leicht ermüdend wirken:

Die Fenster sind nach Süden gerichtet ® Die Fenster blicken nach Süden.

Semantisch schwache Verben bei verbalen Aussagen (auch in Prädikatsgruppe) wären durch kontextuale Synonyme zu ersetzen:

Er war bei diesem Anblicke nun wieder verjüngt ®

Er fühlte sich bei diesem Anblicke wieder verjüngt

(J.W. Goethe: „Ur-Meister” ® „Lehrjahre”).

Wie unter den Verben, so gibt es auch unter den charakterisierenden Adjektiven solche mit stark differenzierender und solche mit gering differenzierender Wirkung. Zu den schwach differenzierenden Adjektiven müssen zu allgemein wertende Wörter wie „schön“, „gut“, „schlecht“, „böse“, „groß“, „klein“, „ganz“ usw. gezählt werden, soweit sie nicht durch den vorangehenden oder folgenden Kontext näher bestimmt sind. Das Adjektiv „schön“ kann etwas Angenehmes (schönes Wetter), etwas Harmonisches (schöner Klang), etwas Ideales (schöne Seele), etwas Wohlgefälliges (schönes Mädchen) oder etwas Charakteristisches (schöne Burg) meinen; ein „großes Haus“ kann „hoch“, „wuchtig“, „geräumig“, „verwinkel“t, „mehrstöckig“, „langgestreckt“, „breit“ u.a.m. sein.

Eine anschauliche Beschreibung muss also nach dem „treffenden” Wort suchen – durch zu allgemeine adjektivische Angaben kann die Anschaulichkeit geschwächt werden.

Zur Erhöhung der Anschaulichkeit tragen die Adjektive (einschließlich attributiv und adverbial verwendete Partizipien) in besonderem Maße bei. Gegenstände oder Vorgänge aus dem Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren (Sichtbaren, Hörbaren, Fühlbaren) wirken anschaulicher, wenn ihnen vorstellungsdifferenzierende Adjektive bzw. Adverbien beigefügt sind. Man vergleiche etwa folgende Sätze:

(a) (b)
Ein alter Baum Ein knorriger alter Baum
ragte ragte mit seinen weitgespannten Ästen
in den grauen Novemberhimmel. in den milchig-grauen Novemberhimmel.

Während der erste Satz durch „ragen“ und „grau“ nur vage Vorstellungen zu wecken vermag, erwächst im zweiten Satz durch „knorrig“, „weitgespannte Äste“ und „milchig-grau“ ein wesentlich anschaulicheres Bild. Dabei wirken Adjektive erst im Zusammenhang mit vorstellungskräftigen Verben recht.





Äàòà ïóáëèêîâàíèÿ: 2014-11-03; Ïðî÷èòàíî: 647 | Íàðóøåíèå àâòîðñêîãî ïðàâà ñòðàíèöû | Ìû ïîìîæåì â íàïèñàíèè âàøåé ðàáîòû!



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