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Folgerichtigkeit



Als erstes stilistisches Erfordernis sei die Folgerichtigkeit genannt, die jeder Text aufweisen sollte. Sie führt allerdings zu einer dynamischen Textauffassung.

Das Adjektiv „folgerichtig“, das dem Substantiv zugrunde liegt, wird in den Wörterbüchern umschrieben als ‘so wie es die Tatsachen vorschreiben oder nahelegen, die richtige Schlußfolgerung ziehend (und sich danach verhaltend); planmäßig, konsequent, logisch. Ggs.: folgewidrig‘.

„Folgerichtig“ kann demnach als Eigenschaft des Handelns, Verhaltens, Redens und Denkens angesehen werden. Die „richtige Folge“, auf die es hier jeweils ankommt, kann sich aus bestimmten Ursachen, Bedingungen oder anderen Umständen ergeben und mehr logischer oder situativer Natur sein; doch auch sprachliche Darstellungen können derartige Gedanken- oder Lebensvorgänge wiedergeben und dementsprechend aufgebaut sein.

Insbesondere wird man von theoretischen Erörterungen, wissenschaftlichen Abhandlungen, aber auch von Vorgangsbeschreibungen, Erlebnisberichten, Gegenstandsbeschreibungen eine folgerichtige Gestaltung erwarten. Im einzelnen bedeutet dies, dass die informativen Einzelheiten eines Textes im Zusammenhang stehen und aufeinander aufbauen, dass sich eins aus dem anderen entwickelt und keine unbeabsichtigten Informationslücken oder gedanklichen Brüche entstehen.

Es gibt natürlich Textformen des „Fragments“. Ihr Textcharakter endet hier jedoch stets mit dem einzelnen Text (Aphorismus, Bonmot, Zitat usw.).

Auch werden textliche Zusammenhänge und Übergänge von den einzelnen Autoren in den verschiedenen Gattungen in unterschiedlichem Maße berücksichtigt und ausgeformt. Es gibt Autoren, die geschickt von einer Information zur anderen überleiten, und es gibt andere, deren Stil recht lose, abgehackt, stakkatoartig wirkt, weil sie die Einzelheiten des Textes zu wenig verklammern. Trotzdem wird man ihren Werken nur selten die Folgerichtigkeit der Darlegungen absprechen können.

Zu große Gedankenschritte schaffen leicht Verstehenslücken, erschweren das Verständnis und erwecken Zweifel an der Richtigkeit des Gesagten. Nur in Kurztexten ohne Erläuterungsabsicht, also in Werbeslogans, politischen Parolen, Nachrichtenschlagzeilen u.dgl., denen oft weitere Erläuterungen beigegeben sind, gehören die informativen»Sprünge«zum funktionalen Stil. Wo solche Texte jedoch für sich stehen, um Erwartungs- oder Assoziationsreaktionen auszulösen, ist die Möglichkeit der Fehlintormation leicht gegeben.

Auch in erzählenden Texten kann die lückenhafte Darstellung gelegentlich zur charakteristischen Gestaltungsweise gehören. Schon J.G. Herder (1744-1803) hat die Technik der „Sprünge“ als auffallendes, aber sinnvolles Merkmal der „Volkspoesie“ gelobt. Seitdem ist diese Darbietungsform in Balladen und Liedern häufig angewandt worden. Die erzählerische „Gipfeltechnik“, die nur die wichtigsten Kindheiten eines Vorgangs herausgreift und darstellt, verfährt durchaus folgerichtig, wenn sie die Auswahl so trifft, dass Phantasie und Erfahrung des Lesers oder Hörers die ausgesparten Zwischengeschehnisse selbst hinzudenken können. Eine derartige Darstellungsweise steht der lyrischen Gestaltung nahe, die ebenfalls größere Vorstellungs- oder Erlebniszusammenhänge oft nur andeutet und gerade durch die aussparenden Andeutungen wirkt. In anderer Form begegnet uns die auswählende Gipfeltechnik in dramatischen Dichtungen und Filmdrehbüchern, wo die Konzentration auf eine begrenzte Aufführungszeit und die dramatische Zuspitzung den Verzicht auf kontinuierliche Übergänge notwendig machen.

Derartige Aussparungen bedeuten jedoch keinen Verstoß gegen die Folgerichtigkeit. Selbst wenn in dichterischen Texten der Zeit- oder Motivationszusammenhang nicht mehr gewahrt wird, was in neueren Dichtungen häufig begegnet, so braucht dies nicht folgewidrig zu sein. Hier zeigt sich, wie überall in der Stilistik, dass der Stilfehler in einer bestimmten Textsorte bei geschickter Verwendung ein Darstellungs- und Stilmittel in einer anderen sein kann.

Die Folgerichtigkeit erweist sich nicht nur im größeren Textzusammenhang als Notwendigkeit; auch für die sprachlichen Gestaltungsmittel erfordert dieses Prinzip Beachtung. Ebenso wie ein größerer Text, so weckt auch jeder Satz während seiner Formulierung bestimmte Kombinationserwartungen, die durch außersprachliche Verbindungen wie durch sprachliche Kontextbeziehungen bedingt sind und im Sprachbewußtsein der Hörer oder Leser ausgelöst werden. Wenn es in einem Text heißt: In der Ferne bellte..., so ist der semantische Erwartungsspielraum für uns recht eng, wir verbinden mit dem Verb bellen als mögliche Subiekte nur Wörter wie „Hund“, „Wolf«, „Fuchs“ u.ä. oder deren Synonyme („Köter“, „Tier“ usw.). Der Satz In der Ferne bellte ein Hund ist somit im semantischen Sinne folgerichtig. Allerdings sind auch hier Ausnahmen möglich, und zwar wenn das Verb „bellen“ metaphorisch verwendet wird, z.B. für das Subjekt „Maschinengewehr“, das auf diese Weise personifiziert wird, indem man es einem Tier gleichsetzt.

Abweichungen von der erwarteten Wortfolge, also Verstöße gegen die sprachliche Folgerichtigkeit, die meistens als „Stilfehler“ bezeichnet werden (obwohl es sich um Wortfehler handelt), finden sich häufig bei idiomatischen Wendungen oder bei Funktionsverben vom Typ zur Verfügung stellen, wenn es etwa heißt: zu Hilfe gehen (statt: kommen, eilen), in Erwägung nehmen (statt: ziehen), zur Rede bringen (statt: stellen) usw. - Als fehlerhafte»Stilblüten«gelten allerdings die Bildbrüche oder Katachresen, die aus dem Zusammenfall (der Kontamination) zweier Sprachbilder oder Redensarten entstehen, z.B. Die Säule des Staates wurde geboren (statt: zerstört), Das schlägt dem Fuß die Krone ins Gesicht (statt: den Boden aus), Lass nicht des Neides Zügel umnebeln deinen Geist (statt: dich beherrschen). Hierher gehören auch widersprüchliche Bilder wie z.B. Das Flugzeug tauchte vom Himmel herab auf.

Im syntaktischen Bereich gibt es ähnliche Kombinationserwartungen. So rechnen wir bei transitiven Verben meistens mit bestimmten Objekten, bei Lageverben (sitzen, liegen, sich befinden, stehen usw.) mit Ortsangaben, bei Artikeln mit nachfolgenden Substantiven usw. Verstöße gegen derartige Erfordernisse werten wir als grammatische Fehler, wir tolerieren sie jedoch mitunter, wenn sie in bestimmten Textsorten als Stilmittel verwendet werden. Die Auslassung notwendiger Satzteile (Aposiopese, Ellipse) kann - wie wir noch sehen werden - recht wirkungsvoll genutzt werden. Dasselbe gilt für Veränderungen der begonnenen Satzkonstruktion (Anakoluth). In der antiken Rhetorik konnten sogar Verstöße gegen die zeitliche oder kausale Reihenfolge als Stilmittel (hysteron proteron) eingesetzt werden. Auch in mittelalterlichen Texten findet sich diese Erscheinung öfter, und noch Goethe nutzt diese Möglichkeit, wenn er, offenbar in parodistischer Verwendung, Mephisto zu Frau Marthe sprechen läßt:

Ihr Mann ist tot und läßt sie grüßen („Faust“)

Das „hysteron proteron“ erklärt sich aus der Vorwegnahme des affektisch besonders interessierenden Geschehensablaufs und der Nachstellung der gedanklichen Erläuterung. Heute kommt eine derartige Durchbrechung der psychologischen Kausalität kaum noch vor. Vertauschungen von Ursache und Folge, Vorangehendem und Folgendem, Bedingung und Wirkung, sofern sie nicht syntaktisch (etwa in der „consecutio temporum“) oder stilistisch (als Stilmittel) bedingt sind, wird man heute als Fehler ansehen müssen, etwa Vertauschungcn folgender Art: Er bestand das Abitur 1978 und besuchte von 1969 bis 1978 das Gymnasium.

Als Verstöße gegen die Folgerichtigkeit können auch unlogische Verknüpfungen von Gegenständen oder Bereichen in falscher Reihenfolge gelten:

Der Körper des jungen Menschen braucht Ersatz- und Bauteile, die Verbrauchtes ersetzen und den Körper vergrößern.

Hier lautet die richtige Fassung:

Der Körper eines jungen Menschen braucht Baustoffe, die das Wachstum ermöglichen, und Ersatzstoffe, die Verbrauchtes ersetzen.

Schließlich sei auch auf die zahlreichen Fehlermöglichkeiten im Bereich der Satzgefüge hingewiesen. Da es sich bei allen Satzgefügen um Kopplungen von Aussagen in einer bestimmten Zuordnung (kausal, konditional, konsekutiv usw.) handelt, kann hier leicht gegen die Folgerichtigkeit verstoßen werden, wenn man die Konjunktionen verwechselt oder falsch zuordnet. Solche Vertauschungen ergeben sich aufgrund der sich wandelnden Geltungsbereiche der Konjunktionen. Wir greifen nur einige Fälle heraus: Konjunktionsverwechselungen finden sich gelegentlich bei „nachdem“, das die Vorzeitigkeit eines Geschehens signalisiert, und „seitdem“, das das Andauern eines Zustandes ausdrückt; es heißt also nicht: Er ist ein anderer Mensch, nachdem er den Unfall hatte, sondern: Er ist ein anderer Mensch, seitdem er den Unfall hatte. Aber: Er wurde ein anderer Mensch, nachdem er den Unfall erlebt hatte.

Auch „indem“ und „während“ werden oft vertauscht, weil „indem“ modal verwendet wird, früher aber auch temporale (gleichzeitige) Gliedsätze einleitete,»wahrend«dagegen nur bei „temporalen“ oder „adversativen“ Gliedsätzen stehen kann. In Zweitelsfällen sollte man dabei eine eindeutigere Konjunktion wählen.

Ähnliche Fehlermöglichkeiten ergeben sich häufig bei Relativsätzen, wenn sie nicht unmittelbar an das Bezugswort angefügt werden, so dass durch die falsche Wortstellung die Aussage verkehrt werden kann.

Also nicht: Der Admiral W. ist von der Elbmündung in Berlin eingetroffen, wo das amerikanische Kriegsschiff Anker geworfen hat.

Sondern: Der Admiral W. ist von der Elbmündung, wo das amerikanische Kriegsschiff Anker geworfen hat, nach Berlin gereist.

Die Verbindung von... eingetroffen des ersten Satzes bedürfte zudem einer Ergänzung durch von... kommend.

Schwierigkeiten bieten sich mitunter bei Begriffen mit unterschiedlichem Kasus in Relativsätzen. Jeder Kasus- sowie Bezugswechsel sollte dabei besonders gekennzeichnet werden.

Nicht: Die Jäger mußten die Hörner der Auerochsen in der Volksversammlung vorzeigen und wurden in Silber gefaßt und als Trinkbecher benutzt. Sondern: Die Jager... vorzeigen. Diese wurden in Silber...

In Relativsätzen finden sich gelegentlich auch Fehler gegen die zeitliche Abfolge der Geschehnisse:

Nicht: Er will dort neue Verhandlungen führen, von denen er erst gestern zurückgekehrt ist.

Sondern: Er will dort neue Verhandlungen führen, obgleich er erst gestern von anderen zurückgekehrt ist.

Also, die Folgerichtigkeit des Textes steht in engem Zusammenhang mit dem Prinzip der notwendigen Einheit des Textes.





Äàòà ïóáëèêîâàíèÿ: 2014-11-03; Ïðî÷èòàíî: 539 | Íàðóøåíèå àâòîðñêîãî ïðàâà ñòðàíèöû | Ìû ïîìîæåì â íàïèñàíèè âàøåé ðàáîòû!



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