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Text 9. Kulturkritik



Kulturkritik ist die Kritik an (einer) Kultur, die als disparat zu menschlichen Bedürfnissen verstanden wird. Sie beinhaltet Kulturpessimismus und sieht Kultur als Form einer Verstellung, Entstellung (Deformation), Entfremdung, Degeneration, Dekadenz, Unvollständigkeit oder Fremdbestimmtheit menschlicher Seinsweisen bzw. Lebensverhältnisse. Sie hat die Lebensweise der Menschen und den Sinn ihrer Lebensgestaltungen zum Gegenstand.

Kulturkritik kennt viele Ausdrucksformen. Darunter fallen Einsprüche gegen Phänomene der Moderne, Klagen über den allgemeinen Verfall der Sitten und der Gesellschaft, über Entfremdung und Rationalisierung, über die unheilvolle Herrschaft des Geldes, der Technik oder der Medien. Der Begriff verweist auf ein disziplinloses „wildes“ Denken, das Blickfelderweiterungen verspricht, das mit der Moderne entsteht und das gegen die Moderne Verlustgeschichten aufbietet. Kulturkritik verarbeitet eher unsystematisch und osmotisch (vom Alltagswissen bis zum philosophischen Wissen) die unterschiedlichsten Wissensbestände.

Die historischen Wurzeln westlicher Kulturkritik liegen v.a. im griechischen Mythos eines vorzivilisatorischen "goldenen Zeitalters" (Hesiod: Werke und Tage). Auch eine ganze Reihe anderer mythologischer Traditionen bringt das apokalyptische Ende eines primordialen goldenen Zeitalters mit dem Entstehen der Zivilisation (Ackerbau, zentralisierte Verwaltung, herrschende Priesterkaste) in Verbindung, die in vielen mythologischen Traditionen als ursprünglich von Göttern geschaffen beschrieben wird. Aufklärerische Kulturkritiker wie Jean-Jacques Rousseau haben diese mythischen Geschichten aufgegriffen, in eine säkularisierte Form gebracht und als Gegenmodell zum aufklärerischen Fortschrittsmythos propagiert. Vor allem linke und anarchistische Kulturkritiker greifen auch heute noch oft noch auf Rousseaus Menschenbild und seine darauf basierenden Vorstellungen vom "edlen Wilden" und vom "Naturzustand" zurück. Das auch in vielen Religionen präsente diffuse Gefühl einer "Nostalgie für das Paradies" bildet dabei ein Kerngefühl des kulturkritischen Diskurses. Die apokalyptischen Untertöne vieler kulturkritischer Schriften ähneln denen antiker biblischer Propheten und beziehen nicht zuletzt aus diesen mythologischen Bezügen ihre Popularität bei einem breiten Publikum.

Zivilisationskritik kann häufig synonym für Kulturkritik gebraucht werden. Es lassen sich drei Verwendungsarten ausmachen, die unterschiedliche Zeitspannen und Konzepte umfassen: ein weiter, ein enger und ein spezifisch deutscher Begriffsgebrauch.

Der weite Begriff umfasst alle Kommentare, Einsprüche und Anklagen gegen „verkehrte“ Wertsysteme, „schlechte“ Zustände und „falsches“ Verhalten seit der Antike.

Die Kulturkritik im engeren Sinne kann paradoxerweise trotz des intendierten Aktualitätsbezugs „auf längste Sicht“ denken. Sie entsteht erst im Gefolge der europäischen Aufklärung. Die entscheidende Differenz zu der weiten Variante liegt in einem neuartigen Zeitbewusstsein mit offener Zukunft. Während die Kyniker ein „Zurück zur Natur“ wollen, halten beispielsweise Rousseau und Schiller den Zivilisationsprozess für irreversibel.





Дата публикования: 2014-11-02; Прочитано: 319 | Нарушение авторского права страницы | Мы поможем в написании вашей работы!



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