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Tausend Jahre unterwegs



Frankreich schiebt Hunderte Roma nach Osteuropa ab. Doch das

nützt gar nichts: Weil sie in ihren Herkunftsländern nicht arbeiten können, kommen sie wieder, so schnell es geht.

Merisor de la Barbulesti ist wieder zu Hause, und seine Laune ist schlecht. 42 Jahre ist er alt, er hat 15 Enkelkinder und zum Geldverdienen nur ein abgewetztes Akkordeon. Die Kleinen toben um ihn herum, wenn er abends sein Instrument aus dem Wohnzimmer holt. Er setzt sich in den Hof vor die knallrote Fassade seines Hauses und spielt aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Noten kann er nicht lesen, er hört einfach, was er spielen muss. Das hat ihm sein Vater beigebracht.

Der Akkordeonspieler gehört zur Roma-Kaste der Ursari, seine Vorfahren zogen mit Tanzbären von Dorf zu Dorf. Sein deutsches Akkordeon, das Modell „Verdi“ des Herstellers Hohner, stammt noch aus der Zeit vor dem Krieg. Es ist abgespielt, auf den Tasten scheint das nackte Holz durch.

Sechs Wochen lang hat Merisor versucht, sein Geld in Frankreich zu verdienen, aber das hat nicht geklappt, weil Staatschef Nicolas Sarkozy plötzlich entschieden hat, die Roma loszuwerden.

Etwa 15 000 von ihnen leben in Frankreich, die meisten kommen aus Osteuropa. Sie campen nicht selten zu Hunderten an den Rändern der Dörfer und Städte und schlagen sich vor allem als Erntehelfer durch.

Nachdem es in Grenoble und Saint-Aignain Prügeleien zwischen Roma und der Polizei gegeben hatte, entschied sich Sarkozy für die Ausweisung. Den Schritt braucht er nicht zu bereuen, obwohl selbst vom Papst Kritik kam: Umfragen zufolge ist eine große Mehrheit der Franzosen dafür, das „fahrende Volk“ wieder zurückzuschicken.

Die Behörden haben auch Merisor hinauskomplimentiert, obwohl er – als Rumäne – EU-Bürger ist und nicht einfach abgeschoben werden kann wie ein abgelehnter Asylbewerber aus dem Kongo.

60 Beamte schickte die Polizei zum Roma-Lager in Grenoble. Ihr müsst umziehen, hieß es zunächst. Die Stadt hatte ein Gelände an der Peripherie vorgesehen, zwischen Autobahn und Bahngleisen, erzählt Merisor. Doch schon wenige Tage später erschien die Polizei im neuen Camp. „Ich habe Befehle“, sagte ein Beamter: „Es ist besser, wenn ihr geht, sonst kommt ihr ins Gefängnis“, soll er den Roma gedroht haben.

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„Untätig und unsichtbar“

Lehren aus der Griechenland-Krise Von Peer Steinbrück





Дата публикования: 2014-11-02; Прочитано: 357 | Нарушение авторского права страницы | Мы поможем в написании вашей работы!



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