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Des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig



Herr Dr. Sohl, Sie sind Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, das sich in den Räumen des schönen alten Renaissance-Rathauses aus der Mitte des 16. Jahrhunderts befindet. Seit wann gibt es das Museum im Rathaus?

Das Museum im Rathaus besteht seit 1909, als der Rat der Stadt beschlossen hatte, dieses alte Rathaus gründlich zu rekonstruieren und ein neues Rathaus in Leipzig zu bauen. Seit 1909 ist aber nicht ganz exakt gesagt, denn schon 1867 wurde in Leipzig ein Geschichtsverein gegründet, der viele Exponate sammelte und sie dem neugegründeten Museum zur Verfügung stellte. ln den vergangenen 80 Jahren hat sich das Museum zu einem der bedeutenden stadtgeschichtlichen Museen in Deutschland entwickelt.

Das Museum ist vor kurzem umgestaltet worden – die Umgestaltung ist auch noch nicht abgeschlossen – hat diese Umgestaltung etwas mit der politischen Wende vom Herbst 1989 zu tun?

Das kann man nur indirekt beantworten. Die Umgestaltung ist zunächst eine bauliche Rekonstruktion des Alten Rathauses, die nach den Schäden im 2. Weltkrieg erstmalig im umfassenden Maße stattfinden konnte und das Haus von der Turmspitze bis zu den Kellern erneuerte. Selbstverständlich läuft parallel dazu die Neugestaltung der Ausstellung im Haus, und diese Neugestaltungen werden auf jeden Fall berührt von den Veränderungen, die im Herbst 1989 in Leipzig ihren Anfang genommen haben, aber sie sind nicht vorrangig darauf zurückzuführen.

Betrifft dies – ich frage noch einmal nach – bestimmte Abteilungen dieser Ausstellung?

Ja. Beispielsweise hat in den vergangenen Jahren hier im Alten Rathaus die Darstellung der Geschichte der letzten Jahrzehnte eine außerordentlich große, man muss sagen, zu große Proportion gefunden, und diese Dinge werden wir jetzt begradigen. Wir werden die Stadtgeschichte in ihrem wahren Verlauf und in ihren wichtigsten Erscheinungen über alle Jahrhunderte des nun über 800jährigen Gemeinwesens, man kann fast sagen, fast 1000jährigen Gemeinwesens darzustellen versuchen.

Leipzig und Frankfurt/Main sind alte, traditionsreiche Messestädte. Wie sehen Sie, Herr Dr. Sohl, das Verhältnis der beiden Städte nach der Vereinigung Deutschlands? Sind beide Städte Konkurrenten füreinander oder vielleicht auch Partner?

Wenn Sie die Frage so formulieren, dann muss man sicher sagen, dass beides der Fall ist. Aus der Geschichte ist ja bekannt, dass es über Jahrhunderte große Auseinander­setzungen auf wirtschaftlichem Gebiet zwischen beiden Städten gegeben hat. Aber gleichzeitig natürlich beide Städte auch eng miteinander verbunden waren, nennen wir nur die berühmte Straße, die von Westeuropa über Frankfurt und Leipzig bis in das spätere Russland führte. Und im Gefolge dieser Auseinan­dersetzungen war es Leipzig ja gelungen, im 18. Jahrhundert die Oberhoheit zu gewinnen, und man kann sagen, dass erst durch die Ergebnisse des 2. Weltkrieges Frankfurt die dominie­rende Position im Messegeschehen – neben Hannover – muss man vielleicht noch dazufügen – zu erreichen,... und dass es jetzt darauf ankommt, auf der Basis des am 3. Oktober 1990 abgeschlossenen Partnerschaftsvertrages mit der Stadt ein neues Verhältnis zwischen beiden Städten zu erzielen, ein Verhältnis, das sicherlich sowohl Konkurrenz wie Partnerschaft beinhaltet, das aber mit großer Wahrscheinlichkeit beiden Städten dienen wird in ihrer weiteren Entwicklung.

(Aus: Städteporträt Leipzig.

Textheft / von Werner Marx, Sigrid Otto.

Bonn: Inter Nationes, 1998)


GESPRÄCH MIT EINER GEBÜRTIGEN LEIPZIGERIN

Frau Diepelt, sind Sie eine waschechte Leipzigerin, oder gehören Sie zu den sogenannten Wahlleipzigern, die irgendwann einmal in dieser Stadt hängengeblieben sind?

Ich bin keine Wahlleipzigerin, sondern in Leipzig geboren und fühle mich als eine waschechte Leipzigerin. Ich habe hier die Schule besucht und später das Abitur abgelegt. Auch meine erste Arbeitsstelle – eine Schule – war in Connewitz. Das ist ein ganz alter Stadtteil von Leipzig. Später bin ich dann mit meiner Familie in ein Neubaugebiet gezogen. Das ist jetzt der Stadtteil Grünau, und hier wohne ich, und arbeite ich immer noch.

Wenn Sie hier aufgewachsen sind, dann kennen Sie ja auch die Probleme der Stadt sehr gut. Ich denke da nur an die Umwelt, den allgemenen Verfall der Häuser, die Wohnungsnot und und und...

Ja, da haben Sie natürlich recht! In Leipzig gibt es sehr große Probleme, mit der Umwelt vor allem. Das liegt daran, dass in der Umgebung Leipzigs die Braunkohle abgebaut wird, was sich auf die Stadt natürlich sehr negativ ausgewirkt hat. Die Luftqualität Leipzigs ist sehr schlecht. Man könnte schlicht und einfach sagen, dass wir im Dreck ersticken. Das hat Auswirkungen auf die Menschen in der Stadt und natürlich auch auf die Gebäude, auf unsere schönen historischen Gebäude. Wenn Sie in der Innenstadt einmal spazierengehen, werden Sie sehen, dass sehr sehr viele Fassaden angegriffen sind und ganz dringend einer Rekonstruktion bedürfen. Zu den Problemen der Stadt wünsche ich mir, dass sie bald gelöst werden, und ich denke, dass auch erste Schritte dazu unternommen wurden.

Sie haben bereits erwähnt, dass Sie im Neubauviertel Grünau wohnen. Wie lebt es sich denn dort? Böse Zungen behaupten ja, es ist eine reine Schlafstadt!

Eine reine Schlafstadt – na, da haben Sie bestimmt nicht übertrieben!... Denn die wenigsten der rund 80 000 Einwohner dieses Stadtteils arbeiten auch hier. Viele müssen weit zur Stadt fahren, um dann 30dort zu ihren Arbeitsplätzen zu gelangen. Mit den kulturellen Einrichtungen sieht es hier auch ganz übel aus. Es gibt kein Kino, kein Theater. Es fehlen Kaufhäuser, es fehlen kleine Läden, und auch ein Krankenhaus ist nicht am Ort. Die Kinder haben keine Sportmöglichkeiten, und alle sind damit sehr unzufrieden.

Wenn Sie so viele Probleme aufgezählt haben, dann hat man natürlich auch Wünsche für diese Stadt. Was würden Sie sich zukünftig für die Stadt Leipzig und ganz besonders natürlich für diesen Stadtteil wünschen?

Für diesen Stadtteil würde ich mir wünschen, dass man endlich nicht mehr die Baulöcher und Restplätze, die hier noch überall vorhanden sind, sieht, sondern dass die endlich begrünt werden und dass einige von diesen Einrichtungen, die ich genannt habe, in der nächsten Zeit entstehen. Ganz besonders würde ich mir auch wünschen, dass ganz Grünau eine verkehrsfreie Zone wird, dass also die Autos außerhalb dieses Stadtgebietes bleiben könnten. Und für ganz Leipzig wünsche ich mir, dass es wieder eine Stadt wird, so wie sie einmal war: liebenswert und sächsisch.

(Aus: Städteporträt Leipzig.

Textheft / von Werner Marx, Sigrid Otto.

Bonn: Inter Nationes, 1998)






Дата публикования: 2014-11-02; Прочитано: 358 | Нарушение авторского права страницы | Мы поможем в написании вашей работы!



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