Ñòóäîïåäèÿ.Îðã Ãëàâíàÿ | Ñëó÷àéíàÿ ñòðàíèöà | Êîíòàêòû | Ìû ïîìîæåì â íàïèñàíèè âàøåé ðàáîòû!  
 

Eine junge Dame entsteigt dem Auto



8 „Den Tod wird sich’s holen, das Kind!“ schreit der Herr Hofrat empört.

9 „Es ist nicht das Kind, das Sie meinen“, sagt die junge Dame freundlich. „Es ist die Schwester.“

1 R esi öffnet die Korridortür. Draußen steht der japsende (ïðåðûâèñòî äûøàùèé, çàïûõàâøèéñÿ) Peperl mit einem Kind.

2 „Grüß Gott, Resi!“ ruft das Kind und stürzt mit dem Hund ins Kinderzimmer.

3 Die Haushälterin schaut entgeistert (â ïîëíîé ðàñòåðÿííîñòè) hinterdrein (âñëåä çà íåé) und schlägt ein Kreuz (êðåñòèòñÿ).

4 Dann ächzt der alte Hofrat die Stufen empor (ïîäíèìàåòñÿ, êðÿõòÿ, ââåðõ ïî ñòóïåíüêàì). Er kommt mit einer bildhübschen Frau, die einen Reisekoffer trägt.

5 „Wie geht’s Lottchen?“ fragt die junge Frau hastig.

6 „Etwas besser, glaub ich“, meint die Resi. „Darf ich Ihnen den Weg zeigen (ïîçâîëüòå ïîêàçàòü âàì äîðîãó, ïðîâîäèòü âàñ)?“

7 „Danke, ich weiß Bescheid (ÿ çíàþ, ÿ â êóðñå)!“ Und schon ist die Fremde im Kinderzimmer verschwunden.

8 „Wenn S’ wieder einigermaßen zu sich gekommen sein werden (êîãäà íåìíîãî ïðèäåòå â ñåáÿ)“, sagt der Hofrat amüsiert, „helfen S’ mir vielleicht aus dem Mantel (âîçìîæíî, ïîìîæåòå ìíå ñíÿòü ïàëüòî). Aber lassen S’ sich nur Zeit (íî íå òîðîïèòåñü)!“

9 Resi zuckt zusammen. „Bitte tausendmal um Vergebung (òûñÿ÷ó èçâèíåíèé)“, stammelt sie.

10 „’s hat ja heute keine solche Eile (íåò íèêàêîé ñïåøêè) mit meiner Visite“, erklärt er geduldig (òåðïåëèâî = ñïîêîéíî /òàê êàê íå òîðîïèòñÿ/).

11 „Mutti!“ flüstert Lotte. Ihre Augen hängen groß und glänzend an der Mutter (ñìîòðÿò, íå îòðûâàÿñü), wie an einem Bild aus Traum und Zauber (êàê íà êàðòèíó èç ñíà /ìå÷òû/ è âîëøåáñòâà: der Traum; der Zauber). Die junge Frau streichelt wortlos die heiße Kinderhand. Sie kniet am Bett nieder und nimmt das zitternde Geschöpf (äðîæàùåå ñóùåñòâî) sanft in die Arme.

12 Luise schaut blitzschnell zum Vater hinüber (áðîñàåò ìîëíèåíîñíûé âçãëÿä íà îòöà; der Blitz – ìîëíèÿ), der am Fenster steht. Dann macht sie sich an Lottchens Kissen zu schaffen (ïðèíèìàåòñÿ çà ïîäóøêè: das Kissen), klopft sie (âçáèâàåò), wendet sie um, zupft (îäåðãèâàåò: zupfen – äåðãàòü, òåðåáèòü) ordnend (ïðèâîäÿ â ïîðÿäîê, âûïðàâëÿÿ) am Bett-Tuch. Jetzt ist sie das Hausmütterchen. Sie hat’s ja inzwischen gelernt!

1 Resi öffnet die Korridortür. Draußen steht der japsende Peperl mit einem Kind.

2 „Grüß Gott, Resi!“ ruft das Kind und stürzt mit dem Hund ins Kinderzimmer.

3 Die Haushälterin schaut entgeistert hinterdrein und schlägt ein Kreuz.

4 Dann ächzt der alte Hofrat die Stufen empor. Er kommt mit einer bildhübschen Frau, die einen Reisekoffer trägt.

5 „Wie geht’s Lottchen?“ fragt die junge Frau hastig.

6 „Etwas besser, glaub ich“, meint die Resi. „Darf ich Ihnen den Weg zeigen?“

7 „Danke, ich weiß Bescheid!“ Und schon ist die Fremde im Kinderzimmer verschwunden.

8 „Wenn S’ wieder einigermaßen zu sich gekommen sein werden“, sagt der Hofrat amüsiert, „helfen S’ mir vielleicht aus dem Mantel. Aber lassen S’ sich nur Zeit!“

9 Resi zuckt zusammen. „Bitte tausendmal um Vergebung“, stammelt sie.

10 „’s hat ja heute keine solche Eile mit meiner Visite“, erklärt er geduldig.

11 „Mutti!“ flüstert Lotte. Ihre Augen hängen groß und glänzend an der Mutter, wie an einem Bild aus Traum und Zauber. Die junge Frau streichelt wortlos die heiße Kinderhand. Sie kniet am Bett nieder und nimmt das zitternde Geschöpf sanft in die Arme.

12 Luise schaut blitzschnell zum Vater hinüber, der am Fenster steht. Dann macht sie sich an Lottchens Kissen zu schaffen, klopft sie, wendet sie um, zupft ordnend am Bett-Tuch. Jetzt ist sie das Hausmütterchen. Sie hat’s ja inzwischen gelernt!

1 D er Herr Kapellmeister mustert (íàáëþäàåò: «îñìàòðèâàåò») die drei mit einem verstohlenen Seitenblick (óêðàäêîé, èñêîñà: «áîêîâûì âçãëÿäîì, óêðàäêîé»). Die Mutter mit ihren Kindern. Seine Kinder sind es ja natürlich auch! Und die junge Mutter war vor Jahren (íåñêîëüêî ëåò òîìó íàçàä) sogar einmal seine junge Frau! Versunkene Tage (óøåäøèå: «çàêàòèâøèåñÿ» äíè; versinken – ïîãðóæàòüñÿ, òîíóòü, óòîïàòü), vergessene Stunden tauchen vor ihm auf. Lang, lang ist’s her (äàâíî ýòî áûëî)...

2 Peperl liegt wie vom Donner gerührt (êàê ïîðàæåííûé: «òðîíóòûé ãðîìîì»: der Donner) am Fußende des Bettes und blickt immer wieder von dem einen kleinen Mädchen zum anderen. Sogar die kleine schwarze gelackte Nasenspitze ruckt (ðåçêî äâèãàåòñÿ, ìå÷åòñÿ; der Ruck – ðåçêîå äâèæåíèå, ðûâîê) unschlüssig (ðàñòåðÿííî) zwischen den beiden hin und her, als schwanke sie zweifelnd (êàê áóäòî â ñîìíåíèè êîëåáëåòñÿ: schwanken – êà÷àòüñÿ; êîëåáàòüñÿ; áûòü â ñîìíåíèè /÷òî âûáðàòü èç äâóõ ðàâíîöåííûõ ïðåäìåòîâ/), was zu tun sei (÷òî íàäî áû ñäåëàòü).

3 Einen netten, kinderlieben Hund in solche Verlegenheit zu bringen (âîãíàòü â òàêîå ñìóùåíèå, â òàêîå íåëîâêîå ïîëîæåíèå)! - Da klopft es.

4 Die vier Menschen im Zimmer erwachen (ïðîáóæäàþòñÿ) wie aus einem seltsamen Wachschlaf (êàê îò ñòðàííîãî «ñíà-áîäðñòâîâàíèÿ» = îò îöåïåíåíèÿ). Der Herr Hofrat tritt ein. Jovial (æèçíåðàäîñòíûé: joviál) und ein bisschen laut wie immer. Am Bett macht er halt (îñòàíàâëèâàåòñÿ). „Wie geht’s dem Patienten?"

5 „Guut“, sagt Lottchen und lächelt ermattet (îñëàáëåííî, èçíóðåííî).

6 „Haben wir heute endlich Appetit?“ brummt er.

7 „Wenn Mutti kocht!“ flüstert Lottchen.

8 Mutti nickt und geht ans Fenster. „Entschuldige, Ludwig, dass ich dir erst jetzt guten Tag sage!“

9 Der Kapellmeister drückt ihr die Hand. „Ich dank dir vielmals (áîëüøîå ñïàñèáî: «ìíîãîêðàòíî áëàãîäàðþ»), dass du gekommen bist (÷òî òû ïðèåõàëà).“

10 „Aber ich bitte dich (äà ÷òî òû: «ïðîøó òåáÿ» = ýòî æå ñàìî ñîáîé ðàçóìååòñÿ)! Das war doch selbstverständlich! Das Kind...“

11 „Freilich (êîíå÷íî), das Kind“, erwidert er. „Trotzdem (è âñå æå)!“

12 „Du siehst aus, als hättest du seit Tagen nicht geschlafen“, meint sie zögernd.

13 „Ich werd’s nachholen (íàâåðñòàþ). Ich hatte Angst um... um das Kind!“

14 „Es wird bald wieder gesund sein“, sagt die junge Frau zuversichtlich (óâåðåííî). „Ich fühl’s.“

15 Am Bett wird gewispert (øåï÷óòñÿ). Luise beugt sich dicht an Lottchens Ohr. „Mutti weiß nichts von Fräulein Gerlach. Wir dürfen’s ihr auch nie sagen!“

16 Lottchen nickt ängstlich.

17 Der Herr Hofrat kann es nicht gehört haben, weil er das Fieberthermometer prüft (ñìîòðèò: «ïðîâåðÿåò»). Obwohl er natürlich das Thermometer nicht gerade mit den Ohren inspiziert («èíñïåêòèðóåò» = ñìîòðèò ïîêàçàíèÿ)! Sollte er aber doch etwas gehört haben (íî åñëè äàæå îí ÷òî-òî è ñëûøàë), so versteht er es jedenfalls vorbildlich (âî âñÿêîì ñëó÷àå îí ïðåêðàñíî: «îáðàçöîâî» óìååò; das Vorbild – îáðàçåö /äëÿ ïîäðàæàíèÿ/), sich nicht das Mindeste anmerken zu lassen (íå äàòü ïî ñåáå íè÷åãî: «íè ìàëåéøåãî» çàìåòèòü). „Die Temperatur ist fast normal“, sagt er. „Du bist übern Berg (âûêàðàáêàëàñü: «÷åðåç ãîðó»)! Herzlichen Glückwunsch (ñåðäå÷íûå ïîçäðàâëåíèÿ), Luiserl!“

18 „Dank schön, Herr Hofrat“, antwortet die richtige Luise kichernd.

19 „Oder meinen Sie mich? “ fragt Lottchen, vorsichtig lachend. Der Kopf tut dabei noch weh (ãîëîâà ïðè ýòîì åùå áîëèò).

20 „Ihr seids mir ein paar Intriganten“, knurrt er, „ein paar ganz gefährliche! Sogar meinen Peperl habt ihr an der Nase herumgeführt!" Er streckt beide Hände aus und mit jeder seiner Pranken (êàæäîé èç ñâîèõ ëàï: die Pranke – ëàïà /õèùíèêà/) fährt er zärtlich über einen Mädchenkopf.

21 Dann hustet er (êàøëÿåò) energisch, steht auf und sagt: „Komm, Peperl, reiß dich von den zwei trügerischen Weibsbildern los (âûðâèñü, îòîðâèñü îò äâóõ ëóêàâûõ æåíùèí; trügen – ââîäèòü â çàáëóæäåíèå)!“

22 Peperl wedelt (ìàøåò õâîñòîì; der Wedel – ìåòåëêà èç ïåðüåâ /äëÿ ñìàõèâàíèÿ ïûëè/; îïàõàëî) abschiednehmend mit dem Schwanz. Dann schmiegt er sich an die gewaltigen Hosenröhren (ïðèæèìàåòñÿ ê øèðîêèì: «ìîùíûì, îãðîìíûì» øòàíèíàì: die Hose – áðþêè, øòàíû + das Rohr - òðóáà) des Hofrats, der soeben dem Herrn Kapellmeister Palfy erklärt: „Eine Mutter, das ist eine Medizin (ëåêàðñòâî), die kann man nicht in der Apotheke holen!“ Er wendet sich an die junge Frau. „Werden S’ solang bleiben können, bis das Luiserl - ein’ Schmarrn (÷óøü, åðóíäà /þæíî-íåì./; der Schmarren – ñëàäêîå ìó÷íîå áëþäî; èñêîííîå çíà÷åíèå: «êàøåîáðàçíàÿ ìàññà, æèð»), - bis das Lottchen, mein ich, wieder völlig beisamm’ ist (ïîëíîñòüþ ïîïðàâèòñÿ; beisammen sein – áûòü â ôîðìå /î çäîðîâüå/)?“

23 „Ich werd wohl können, Herr Hofrat, und ich möcht schon!“

24 „Na also", meint der alte Herr. "Der Herr Exgemahl (áûâøèé ñóïðóã; der Gemahl – ñóïðóã) wird sich halt drein fügen müssen (/åìó/ ïðèäåòñÿ ñ ýòèì ñìèðèòüñÿ: «â ýòî ïðèëàäèòüñÿ»).“

25 Palfy öffnet den Mund.

26 „Lassen S’ nur (äà ëàäíî, îñòàâüòå, äà áðîñüòå)“, sagt der Hofrat spöttisch (íàñìåøëèâî; der Spott – íàñìåøêà). „Das Künstlerherz wird Ihnen natürlich bluten (êðîâüþ îáëèâàòüñÿ; das Blut – êðîâü). So viel Leut’ in der Wohnung! Aber nur Geduld (òåðïåíèå: die Geduld), - bald werden S’ wieder hübsch allein sein (îñòàíåòåñü ñîâåðøåííî îäèí, îäèí áåç âñÿêèõ ïðîáëåì; hübsch – êðàñèâûé; ÷óäíåíüêî).“

27 Er hat’s heute in sich (îí ñåãîäíÿ â óäàðå), der Hofrat! Die Tür drückt er so rasch auf (ðàñïàõèâàåò òàê áûñòðî; drücken – æàòü, íàæèìàòü), dass die Resi, die draußen horcht (ñíàðóæè ïîäñëóøèâàåò), am Kopf eine Beule kriegt (ïîëó÷àåò øèøêó). Sie hält sich den brummenden Schädel (õâàòàåòñÿ, äåðæèòñÿ çà ãîëîâó, êîòîðàÿ òðåùèò: «çà ãóäÿùóþ ãîëîâó»).

28 „Mit einem sauberen Messer drücken (ïðèæàòü ÷èñòûì íîæîì = ïðèëîæèòü ÷èñòûé íîæ: das Messer)!“ empfiehlt er (ðåêîìåíäóåò, ñîâåòóåò: empfehlen), jeder Zoll ein Arzt (êàæäûé äþéì, êàæäûì äþéìîì – âðà÷ = âðà÷ äî ìîçãà êîñòåé). „Ist schon gut (ëàäíî óæ). Der wertvolle Ratschlag kostet nix (öåííûé ñîâåò íè÷åãî íå ñòîèò = ýòî áåñïëàòíî)!"

1 Der Herr Kapellmeister mustert die drei mit einem verstohlenen Seitenblick. Die Mutter mit ihren Kindern. Seine Kinder sind es ja natürlich auch! Und die junge Mutter war vor Jahren sogar einmal seine junge Frau! Versunkene Tage, vergessene Stunden tauchen vor ihm auf. Lang, lang ist’s her...

2 Peperl liegt wie vom Donner gerührt am Fußende des Bettes und blickt immer wieder von dem einen kleinen Mädchen zum anderen. Sogar die kleine schwarze gelackte Nasenspitze ruckt unschlüssig zwischen den beiden hin und her, als schwanke sie zweifelnd, was zu tun sei.

3 Einen netten, kinderlieben Hund in solche Verlegenheit zu bringen! - Da klopft es.

4 Die vier Menschen im Zimmer erwachen wie aus einem seltsamen Wachschlaf. Der Herr Hofrat tritt ein. Jovial und ein bisschen laut wie immer. Am Bett macht er halt. „Wie geht’s dem Patienten?“

5 „Guut“, sagt Lottchen und lächelt ermattet.

6 „Haben wir heute endlich Appetit?“ brummt er.

7 „Wenn Mutti kocht!“ flüstert Lottchen.

8 Mutti nickt und geht ans Fenster. „Entschuldige, Ludwig, dass ich dir erst jetzt guten Tag sage!“

9 Der Kapellmeister drückt ihr die Hand. „Ich dank dir vielmals, dass du gekommen bist.“

10 „Aber ich bitte dich! Das war doch selbstverständlich! Das Kind...“

11 „Freilich, das Kind“, erwidert er. „Trotzdem!“

12 „Du siehst aus, als hättest du seit Tagen nicht geschlafen“, meint sie zögernd.

13 „Ich werd’s nachholen. Ich hatte Angst um... um das Kind!“

14 „Es wird bald wieder gesund sein“, sagt die junge Frau zuversichtlich. „Ich fühl’s.“

15 Am Bett wird gewispert. Luise beugt sich dicht an Lottchens Ohr. „Mutti weiß nichts von Fräulein Gerlach. Wir dürfen’s ihr auch nie sagen!“

16 Lottchen nickt ängstlich.

17 Der Herr Hofrat kann es nicht gehört haben, weil er das Fieberthermometer prüft. Obwohl er natürlich das Thermometer nicht gerade mit den Ohren inspiziert! Sollte er aber doch etwas gehört haben, so versteht er es jedenfalls vorbildlich, sich nicht das Mindeste anmerken zu lassen. „Die Temperatur ist fast normal“, sagt er. „Du bist übern Berg! Herzlichen Glückwunsch, Luiserl!“

18 „Dank schön, Herr Hofrat“, antwortet die richtige Luise kichernd.

19 „Oder meinen Sie mich?“ fragt Lottchen, vorsichtig lachend. Der Kopf tut dabei noch weh.

20 „Ihr seids mir ein paar Intriganten“, knurrt er, „ein paar ganz gefährliche! Sogar meinen Peperl habt ihr an der Nase herumgeführt!“ Er streckt beide Hände aus und mit jeder seiner Pranken fährt er zärtlich über einen Mädchenkopf.

21 Dann hustet er energisch, steht auf und sagt: „Komm, Peperl, reiß dich von den zwei trügerischen Weibsbildern los!“

22 Peperl wedelt abschiednehmend mit dem Schwanz. Dann schmiegt er sich an die gewaltigen Hosenröhren des Hofrats, der soeben dem Herrn Kapellmeister Palfy erklärt: „Eine Mutter, das ist eine Medizin, die kann man nicht in der Apotheke holen!“ Er wendet sich an die junge Frau. „Werden S’ solang bleiben können, bis das Luiserl - ein’ Schmarrn, - bis das Lottchen, mein ich, wieder völlig beisamm’ ist?“

23 „Ich werd wohl können, Herr Hofrat, und ich möcht schon!“

24 „Na also“, meint der alte Herr. „Der Herr Exgemahl wird sich halt drein fügen müssen.“

25 Palfy öffnet den Mund.

26 „Lassen S’ nur“, sagt der Hofrat spöttisch. „Das Künstlerherz wird Ihnen natürlich bluten. So viel Leut’ in der Wohnung! Aber nur Geduld, - bald werden S’ wieder hübsch allein sein.“

27 Er hat’s heute in sich, der Hofrat! Die Tür drückt er so rasch auf, dass die Resi, die draußen horcht, am Kopf eine Beule kriegt. Sie hält sich den brummenden Schädel.

28 „Mit einem sauberen Messer drücken!“ empfiehlt er, jeder Zoll ein Arzt. „Ist schon gut. Der wertvolle Ratschlag kostet nix!“

1 D er Abend hat sich auf die Erde herabgesenkt. In Wien wie anderswo auch (êàê è â äðóãèõ ìåñòàõ). Im Kinderzimmer ist es still. Luise schläft. Lotte schläft. Sie schlummert der Gesundung entgegen (äðåìëåò íà ïóòè ê âûçäîðîâëåíèþ: «íàâñòðå÷ó âûçäîðîâëåíèþ»).

2 Frau Körner und der Kapellmeister haben bis vor wenigen Minuten im Nebenzimmer gesessen. Sie haben manches besprochen (êîå î ÷åì ïîãîâîðèëè, êîå-÷òî îáñóäèëè), und sie haben noch mehr beschwiegen (åùå î áîëüøåì ïîìîë÷àëè, îáîøëè ìîë÷àíèåì: beschweigen /îáðàçîâàíî çäåñü ïî àíàëîãèè ñ besprechen/).

3 Dann ist er aufgestanden und hat gesagt: „So! Nun muss ich gehen (òåïåðü ìíå íóæíî èäòè)!“ Dabei ist er sich - übrigens mit Recht (÷òî, êñòàòè, è ñïðàâåäëèâî; das Recht - ïðàâî) - etwas komisch erschienen (ïîêàçàëñÿ ñàì ñåáå íåñêîëüêî ñìåøíûì: erscheinen). Wenn man bedenkt (åñëè ïðèíÿòü âî âíèìàíèå, ó÷åñòü), dass im Nebenzimmer zwei neunjährige Mädchen schlafen, die man von der hübschen Frau hat, die vor einem steht, - und man selber muss wie ein abgeblitzter Tanzstundenherr (êàê îòâåðãíóòûé ó÷èòåëü òàíöåâ; abblitzen – âñòðåòèòü îòïîð, ïîëó÷èòü îòêàç; /èñêîííî/ âñïûõíóòü âõîëîñòóþ /î ïîðîõå/) davonschleichen (òèõîíüêî óäàëèòüñÿ; schleichen – êðàñòüñÿ)! Aus der eigenen Wohnung! Wenn es noch, wie in den guten alten Zeiten, unsichtbare Hausgeister gäbe (åñëè áû èìåëèñü íåâèäèìûå äîìàøíèå äóõè), - wie müssten die jetzt kichern! Sie bringt ihn bis zur Korridortür.

4 Er zögert. „Falls es wieder schlimmer werden sollte (åñëè âäðóã îïÿòü ñòàíåò õóæå), - ich bin drüben im Atelier.“

5 „Mach dir keine Sorgen (íå âîëíóéñÿ)!“ sagt sie zuversichtlich. „Vergiss lieber nicht, dass du viel Schlaf nachzuholen hast (÷òî òåáå íóæíî êàê ñëåäóåò âûñïàòüñÿ: «íàâåðñòàòü ìíîãî ñíà»: der Schlaf).“

6 Er nickt. „Gute Nacht.“

7 „Gute Nacht.“

8 Während er langsam die Treppe hinabsteigt, ruft sie leise: „Ludwig!“ Er dreht sich fragend um.

9 „Kommst du morgen zum Frühstück?“

10 „Ich komme!“

11 Als sie die Tür verschlossen und die Kette vorgehängt hat (è íàâåñèëà öåïî÷êó = çàêðûëà íà öåïî÷êó), bleibt sie noch eine Weile sinnend (ïîãðóæåííàÿ â ñåáÿ, â ðàçäóìüÿ) stehen. Er ist wirklich älter geworden. Fast sieht er schon wie ein richtiger Mann aus (âûãëÿäèò óæå ïî÷òè êàê íàñòîÿùèé ìóæ÷èíà), ihr ehemaliger Mann (åå áûâøèé ìóæ)!

12 Dann wirft sie den Kopf zurück (âñêèäûâàåò ãîëîâó) und geht, den Schlaf ihrer und seiner Kinder mütterlich zu bewachen (ïî-ìàòåðèíñêè ñòåðå÷ü, îõðàíÿòü).

1 Der Abend hat sich auf die Erde herabgesenkt. In Wien wie anderswo auch. Im Kinderzimmer ist es still. Luise schläft. Lotte schläft. Sie schlummert der Gesundung entgegen.

2 Frau Körner und der Kapellmeister haben bis vor wenigen Minuten im Nebenzimmer gesessen. Sie haben manches besprochen, und sie haben noch mehr beschwiegen.

3 Dann ist er aufgestanden und hat gesagt: „So! Nun muss ich gehen!“ Dabei ist er sich - übrigens mit Recht - etwas komisch erschienen. Wenn man bedenkt, dass im Nebenzimmer zwei neunjährige Mädchen schlafen, die man von der hübschen Frau hat, die vor einem steht, - und man selber muss wie ein abgeblitzter Tanzstundenherr davonschleichen! Aus der eigenen Wohnung! Wenn es noch, wie in den guten alten Zeiten, unsichtbare Hausgeister gäbe, - wie müssten die jetzt kichern! Sie bringt ihn bis zur Korridortür.

4 Er zögert. „Falls es wieder schlimmer werden sollte, - ich bin drüben im Atelier.“

5 „Mach dir keine Sorgen!“ sagt sie zuversichtlich. „Vergiss lieber nicht, dass du viel Schlaf nachzuholen hast.“

6 Er nickt. „Gute Nacht.“

7 „Gute Nacht.“

8 Während er langsam die Treppe hinabsteigt, ruft sie leise: „Ludwig!“ Er dreht sich fragend um.

9 „Kommst du morgen zum Frühstück?“

10 „Ich komme!“

11 Als sie die Tür verschlossen und die Kette vorgehängt hat, bleibt sie noch eine Weile sinnend stehen. Er ist wirklich älter geworden. Fast sieht er schon wie ein richtiger Mann aus, ihr ehemaliger Mann!

12 Dann wirft sie den Kopf zurück und geht, den Schlaf ihrer und seiner Kinder mütterlich zu bewachen.

1 E ine Stunde später steigt, vor einem Haus am Kärntner Ring, eine junge, elegante Dame aus einem Auto und verhandelt mit dem mürrischen Portier (âåäåò ïåðåãîâîðû ñ âîð÷ëèâûì ïîðòüå).

2 „Der Herr Kapellmeister?“ brummt er. „I woaß net (= ich weiß nicht), ob er droben ist (íàâåðõó ëè = ó ñåáÿ ëè îí)!“

3 „Im Atelier ist Licht“, sagt sie. „Also ist er da! Hier!“

4 Sie drückt ihm Geld in die Hand und eilt, an ihm vorbei (ìèìî íåãî), zur Stiege (ê ëåñòíèöå /þæíî-íåì./; steigen – ïîäíèìàòüñÿ; die Stiege - /óçêàÿ, êðóòàÿ/ ëåñòíèöà).

5 Er betrachtet den Geldschein (ðàññìàòðèâàåò êóïþðó) und schlurft (ïëåòåòñÿ, øàðêàÿ) in seine Wohnung zurück.

6 „Du?“ fragt Ludwig Palfy oben an der Tür.

7 „Erraten (óãàäàë)!“ bemerkt Irene Gerlach bissig (åõèäíî; beißen – êóñàòü) und tritt ins Atelier. Sie setzt sich, zündet sich eine Zigarette an (çàæèãàåò: anzünden) und mustert den Mann abwartend.

8 Er sagt nichts.

9 „Warum lässt du dich am Telefon verleugnen (ïî÷åìó òû ïðèêàçàë ãîâîðèòü ïî òåëåôîíó, ÷òî òåáÿ íåò äîìà; verleugnen – îòðèöàòü, îòðåêàòüñÿ)?“ fragt sie. „Findest du das sehr geschmackvoll (ñî âêóñîì = îñòðîóìíî; der Geschmack – âêóñ)?“

10 „Ich hab mich nicht verleugnen lassen.“

11 „Sondern (à /÷òî æå òû ñäåëàë/)?“

12 „Ich war nicht fähig (íå â ñîñòîÿíèè; fähig – ñïîñîáíûé /÷òî-ëèáî ñäåëàòü/), mit dir zu sprechen. Mir war nicht danach zumute (íå áûë ê ýòîìó ðàñïîëîæåí, íå äî ýòîãî ìíå áûëî). Das Kind war schwer krank.“

13 „Aber jetzt geht es ihm wohl besser. Sonst wärst du doch in der Rotenturmstraße.“

14 Er nickt. „Ja, es geht ihm besser. Außerdem ist meine Frau drüben.“

15 „Wer?“

16 „Meine Frau. Meine geschiedene Frau. Sie kam heute Morgen mit dem anderen Kind.“

17 „Mit dem anderen Kind?“ echot (ïîâòîðèëà, êàê ýõî; das Echo) die junge, elegante Frau.

18 „Ja, es sind Zwillinge. Erst war das Luiserl bei mir. Seit Ferienschluss dann das andere. Doch das hab ich gar nicht gemerkt. Ich weiß es erst seit gestern.“

19 Die Dame lacht böse. „Raffiniert eingefädelt von deiner Geschiedenen (óòîí÷åííî ïðîäåëàííî òâîåé áûâøåé: «ðàçâåäåííîé»; der Faden – íèòêà; einfädeln – âäåâàòü íèòêó; çàòåâàòü)!“ „Sie weiß es auch erst seit gestern“, meint er ungeduldig (íåòåðïåëèâî = ðàçäðàæåííî).

20 Irene Gerlach verzieht ironisch die schön gemalten Lippen. „Die Situation ist nicht unpikant, gelt (íå ïðàâäà ëè)? In der einen Wohnung sitzt eine Frau, mit der du nicht mehr, und in der anderen eine, mit der du noch nicht verheiratet bist!“

21 Ihn packt der Ärger (îõâàòûâàåò ãíåâ, ðàçäðàæåíèå: der Ärger). „Es gibt noch viel mehr Wohnungen, wo Frauen sitzen, mit denen ich noch nicht verheiratet bin!“

22 „Oh!“ Sie erhebt sich. „Witzig (îñòðîóìíûì) kannst du auch sein?“

23 „Entschuldige, Irene, ich bin nervös!“

24 „Entschuldige, Ludwig, ich auch!“

25 Bums! Die Tür ist zu (çàõëîïíóëàñü: «çàêðûòà, çàõëîïíóòà»), und Fräulein Gerlach ist gegangen!

26 Nachdem Herr Palfy einige Zeit auf die Tür gestarrt hat, wandert er zum Bösendorfer Flügel hinüber, blättert in den Noten zu seiner Kinderoper und setzt sich, ein Notenblatt herausgreifend (âûõâàòèâ), vor die Tasten.

27 Eine Zeitlang (íåêîòîðîå âðåìÿ) spielt er vom Blatt. Einen strengen, schlichten (ïðîñòîé, ñêðîìíûé, íåçàòåéëèâûé) Kanon, in einer der alten Kirchentonarten. Dann moduliert er. Von Dorisch nach c-Moll. Von c-Moll nach Es-Dur. Und langsam, ganz langsam schält sich aus der Paraphrase (ðîæäàåòñÿ: «âûøåëóøèâàåòñÿ»; die Schale – ñêîðëóïà, êîæóðà, øåëóõà) eine neue Melodie heraus. Eine Melodie, so einfach und herzgewinnend (ïîêîðÿþùàÿ, ïðîíèêàþùàÿ â ñåðäöå; gewinnen – ïîáåæäàòü; ïðèâëåêàòü), als ob zwei kleine Mädchen mit ihren hellen, reinen Kinderstimmen sie sängen. Auf einer Sommerwiese. An einem kühlen Gebirgssee, in dem sich der blaue Himmel spiegelt. Jener Himmel, der höher ist als aller Verstand (÷åì âñÿêèé, ëþáîé ðàçóì), und dessen Sonne die Kreaturen (ñóùåñòâà, òâàðè: die Kreatúr) wärmt und bescheint, ohne zwischen den Guten, den Bösen und den Lauen einen Unterschied zu machen (íå äåëàÿ ðàçëè÷èÿ ìåæäó äîáðûìè, çëûìè è «÷óòü òåïëûìè» = íå îñîáåííî äîáðûìè è íå îñîáåííî çëûìè, áåçðàçëè÷íûìè).

1 Eine Stunde später steigt, vor einem Haus am Kärntner Ring, eine junge, elegante Dame aus einem Auto und verhandelt mit dem mürrischen Portier.

2 „Der Herr Kapellmeister?“ brummt er. „I woaß net, ob er droben ist!“

3 „Im Atelier ist Licht“, sagt sie. „Also ist er da! Hier!“

4 Sie drückt ihm Geld in die Hand und eilt, an ihm vorbei, zur Stiege.

5 Er betrachtet den Geldschein und schlurft in seine Wohnung zurück.

6 „Du?“ fragt Ludwig Palfy oben an der Tür.

7 „Erraten!“ bemerkt Irene Gerlach bissig und tritt ins Atelier. Sie setzt sich, zündet sich eine Zigarette an und mustert den Mann abwartend.





Äàòà ïóáëèêîâàíèÿ: 2014-11-18; Ïðî÷èòàíî: 363 | Íàðóøåíèå àâòîðñêîãî ïðàâà ñòðàíèöû | Ìû ïîìîæåì â íàïèñàíèè âàøåé ðàáîòû!



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