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Artikel 1. Avantgarde



Winfried Wehle: Lyrik der Zweiten Moderne: Wandlungen einer dissidenten Sprachbewegung im 20. Jahrhundert. In: Wehle, Winfried (Hrsg.): Französische Literatur. 20. Jahrhundert: Lyrik. - Tübingen: Stauffenburg 2010, S. 9-42. ISBN 978-3-86057-910-7 PDF

Der Begriff Avantgarde stammt ursprünglich aus dem Sprachschatz des französischen Militärs und bezeichnet die Vorhut, also denjenigen Truppenteil, der als erster vorrückt und somit zuerst Feindberührung hat.

Im übertragenen Sinn werden unter Avantgarde politische und künstlerische Bewegungen zumeist des 20. Jahrhunderts verstanden, die eine starke Orientierung an der Idee des Fortschritts gemeinsam haben und sich durch besondere Radikalität gegenüber bestehenden politischen Verhältnissen oder vorherrschenden ästhetischen Normen auszeichnen.

Im weitesten Sinn wird mit dem Begriff Avantgarde dem Bezeichneten eine 'Vorreiterrolle' zugewiesen. Unter Avantgardisten versteht man Personen, die neue, wegweisende Entwicklungen anstoßen. Im Gegensatz zum Trendsetter, der nur kurzfristige neue Moden anstößt, sind die Veränderungen, die von der Avantgarde ausgehen, von grundsätzlicherer und längerfristiger Wirkung.

Avantgarde kann allgemein verstanden werden als eine kreative und innovative Bewegung, die selten den vorherrschenden gesellschaftlichen und ökonomischen Machteliten angehört. Außerhalb seines militärischen Ursprungs taucht der Begriff der Avantgarde in verschiedenen Kontexten auf, bezieht sich meist jedoch entweder auf eine politische, kulturelle oder künstlerische Bewegung, die ausgetretene Pfade verlässt.

In der Geschichte der Bildenden Kunst steht der Begriff Avantgarde für die künstlerischen Bewegungen des (beginnenden) 20. Jahrhunderts und ist dabei mit dem Begriff der Moderne bzw. der modernen Kunst verknüpft. Eigentümlich ist vielen künstlerischen Avantgardebewegungen der Moderne das Bestreben einer „Aufhebung der Kunst in Lebenspraxis“.

Eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte der künstlerischen Avantgarden spielten die Russische Avantgarde sowie der italienische Futurismus, der in seinen Manifesten der „Kriegskunst“ eine eigene, als revolutionär empfundene Ästhetik zubilligte. Auch Kubismus, Kubofuturismus, Vortizismus, Konstruktivismus, Suprematismus, Dadaismus, Surrealismus, Expressionismus, Tachismus, Action Painting, Minimal Art, Op-Art, Pop Art, Lettrismus, Situationismus, Fluxus, Happening, der Wiener Aktionismus und die sogenannte Konzeptkunst gelten als Kunstbewegungen der Avantgarde.

Für die Kunst im sowjetischen Russland besitzt der Begriff eine Doppelbedeutung, da in der marxistisch-leninistischen Theorie unter Avantgarde auch und vor allem eine politische Avantgarde verstanden wird, wodurch auch der spätere Wandel der russischen Avantgarde zum so genannten, künstlerisch kaum noch avantgardistischen, „Sozialistischen Realismus“ angelegt war.

In Deutschland erfährt die Avantgarde durch den Nationalsozialismus und dessen Kampf gegen „Entartete Kunst“ eine deutliche Unterbrechung, ja ihren zeitweiligen völligen Abbruch. Avantgardistische Künstler werden verfolgt (wenn sie nicht ohnehin 1933 bereits fliehen mussten oder in den Jahren danach ins Exil gingen), moderne Kunstwerke werden als „verjudet“ aus der Öffentlichkeit gezogen und teilweise zerstört. Erst in den 1960er Jahren sowie insbesondere im Zuge der 68er-Bewegung erholt sich die deutsche Kunstlandschaft langsam von dieser politischen und geistesgeschichtlichen Katastrophe.

Gleichzeitig markiert die neue Avantgarde der Nachkriegszeit bereits das schleichende Ende des Avantgardekonzepts überhaupt. Trat in der Moderne noch jede der zeitlich oft dicht aufeinanderfolgenden Avantgarden mit dem Anspruch auf, den aktuell letzten und „gültigen“ Stand der künstlerischen Entwicklung zu repräsentieren, ist in der Kunst der Postmoderne ein Nebeneinanderexistieren der verschiedenen Avantgarden zu beobachten, die sich miteinander oft eklektizistisch vermischen. Weiterentwicklungen scheinen in viele Richtungen möglich, es gibt keinen Konsens mehr darüber, wohin es nach vorne geht. Das Wort „Avantgarde“ verliert dadurch seine ursprüngliche Bedeutung und erscheint zur Beschreibung gegenwärtiger Kunst kaum noch angemessen.

Anstatt von „Avantgarde“ und „Moderner Kunst“ spricht man für die Kunst der Gegenwart von Zeitgenössischer Kunst. Diese kann dabei gleichermaßen Avantgarde-Strategien fortführen, auf der manchmal verkrampften Suche nach Innovation neu erfinden, oder ältere Traditionen wieder aufgreifen.





Дата публикования: 2014-11-02; Прочитано: 378 | Нарушение авторского права страницы | Мы поможем в написании вашей работы!



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